Innovation & Future Frauen und Technik – deshalb müssen wir Frauen in MINT-Berufen fördern

Frauen und Technik – deshalb müssen wir Frauen in MINT-Berufen fördern

Ein Gastbeitrag von Lisa Steinhauser

Früher war Programmieren für mich etwas Unerreichbares und Unantastbares. Entwickler und Informatiker waren in meinem Kopf „Superbrains“ und „Computer-Nerds“, die schon im Kindergarten ihre erste Zeile Code geschrieben haben. Ich habe bewusst nicht gegendert. Denn jene IT-ler in meiner Vorstellung waren stets männlich. 

Erst durch das Digital Shapers Program, „TechLabs“ und meine Erfahrungen im Tech-Startup matched.io erkannte ich, dass auch ich als junge Frau, die noch nie die traditionell erste Zeile Code, „print („Hello World“)“, in irgendeinen Quelltext-Editor eingegeben hat, programmieren lernen kann. 

Durch mehr Frauen in der IT-Branche können bessere Ergebnisse erzielt werden

Mit einem Frauenanteil von 18% in der deutschen IT-Branche sind wir noch weit von unserem Ziel und dem Fortschritt in anderen Ländern, wie Bulgarien (28%) und Rumänien (26%), entfernt. Dabei gibt es einige positive Aspekte, die durch mehr Frauen in MINT-Berufen erreicht werden können. Zum einen tragen diverse Teams zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre bei und sorgen dafür, dass durch vielseitige Denk- und Herangehensweisen bessere Ergebnisse erzielt werden.

Diese Erfahrung habe ich auch bei meinen Meetings bei matched.io gemacht. Je durchmischter das Team, desto bunter und zahlreicher sind die dabei entstehenden Ideen. Da MINT-Berufe außerdem meist gut bezahlt sind, wird sich diese Entwicklung positiv auf die Schließung der „Gender Pay Gap“ sowie Altersarmut bei Frauen auswirken.

Ein weiterer Punkt ist, dass zukünftige Generationen an Frauen automatisch mehr weibliche Vorbilder haben werden und ihnen so Mut gemacht wird, auch selbst einen Beruf in diesem Bereich anzustreben. Also eine Art Erfolgsspirale.

Weg mit alten Rollenbildern!

Aber wie schaffen wir es, mehr Frauen Lust auf Technik zu machen und veraltete Rollenbilder, die früher auch in mir verankert waren, in Zukunft aus den Köpfen zu streichen?

Dazu sind Vorbilder notwendig, die jene steifen Vorurteile umprogrammieren und ein realistisches Bild der Tätigkeit widerspiegeln. Nur so kann bei Mädchen und jungen Frauen unterbewusst eine Identifikation mit dem jeweiligen Beruf stattfinden.

Mein Interesse für Technik an sich bildete sich bereits in meiner Kindheit durch Einflüsse wie technisches Spielzeug und Science Fiction-Filme. Ein entscheidendes Vorbild dabei war dabei mein Vater, der selbst Ingenieur war und mich früh mit Tech-Themen in Berührung gebracht hat.

Man muss das Problem an der Wurzel packen und Mädchen schon von klein auf durch Raketen, Roboter und die erste Zeile Code, in beispielsweise Scratch, begeistern.

Durch mehr Integration technischer Themen und Projekte im Schulunterricht können auch dort bereits die Barrieren zur Informatik überwunden werden. Der Fokus muss darauf liegen, Schüler:innen zu begeistern und Lust auf Technik zu machen. Ansonsten geht der Versuch nach hinten los und wirkt stattdessen abschreckend.

Das in Kombination mit Zusatzangeboten wie das technische Orientierungsjahr für junge Frauen „proTechnicale“ oder „TechLabs“ (beides Programme, die mir einen Weg in eine technische Zukunft eröffnet haben), wird die Lösung sein.

Ich bin genug

Zum Schluss noch ein Appell an alle jungen Frauen, die sich noch unsicher sind: 

Traut euch alles zu und seid euch eurer Kompetenzen bewusst! Auch wenn ein technisches Studium oder eine Stellenausschreibung für einen Job sich erstmal unbewältigbar anhört, sollte das dabei entstehende Gefühl euch nicht dazu verleiten, schon von vornherein aufzugeben. Ein für mich sehr motivierendes Video, das speziell an junge Entwicklerinnen gerichtet ist, findet ihr hier. Glaubt an euch, lasst euch nicht beirren und macht was euch Spaß macht.

„Wer es nicht versucht, wird es nicht erfahren.“ Ein weises Sprichwort meiner Mutter, das mich schon oft dazu ermutigt hat, scheinbar unerreichbare Dinge anzugehen. Bisher hat sich das in allen Fällen ausgezahlt.

Lisa Steinhauser ist Teilnehmerin des technischen Studienorientierungs- und vorbereitungsjahres „proTechnicale“. In diesem Rahmen machte sie ein Praktikum beim HR Tech-Startup „matched.io“, wobei sie ihre ersten Berufserfahrungen sammelt. 

Lisas Ziel ist es, später einmal selbst ein Tech-Startup zu gründen, mit dem sie gesellschaftliche oder Umweltprobleme lösen kann. Für ihr Engagement und Interesse wurde sie im Jahr 2019 mit dem „Top Talents under 25“-Award ausgezeichnet.

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