Life & Style Simon Lohmeyer über sein Buch, Glück und Pläne für die Zukunft

Simon Lohmeyer über sein Buch, Glück und Pläne für die Zukunft

Über deine Zeit bei der deutschen „GQ“ hast du geschrieben, dass du aufhören musstest, als sich daraus ein richtiger Beruf ergeben hat. Was war das für ein Gefühl – und hat sich da inzwischen etwas daran geändert?

Man muss da ganz klar unterscheiden, dass das natürlich ein kommerziell getriebenes Unternehmen ist und ich das nicht in der Hand hatte. Ich konnte da zwar als Simon Lohmeyer meine Geschichten schreiben, aber auf einmal wurde sehr viel Geld damit verdient, und dann ist mir das etwas aus der Hand geglitten, weil mir etwas zugespielt wurde, das nicht mehr zu 100 Prozent ich war. Laura Schwarz habe ich während meiner Zeit bei „GQ“ kennengelernt und mit ihr dann die Agentur gegründet. Wir sind ein super Team und ergänzen uns in unseren unterschiedlichen Arbeits- und Sichtweisen perfekt.

Deine Definition von Freiheit hat sich also verändert?

Dieser Gedanke ist echt schwierig. Nach 14 Jahren Reisen und auch schon währenddessen habe ich mir gewünscht, dass irgendwann der Punkt kommt, wo ich mich einfach mal hinsetzen kann und irgendwo ein Zuhause finde. Ich werde auch langsam erwachsener und will irgendwann Kinder und Familie. Da ist es kein schlechtes Ding, wenn man sich so was aufgebaut hat.

Es geht also um die Freiheit, selbst jederzeit umentscheiden zu können – und daran dann die Gewissheit, dass es keine schlechte Entscheidung geben kann, sondern einfach immer neue Lebensabschnitte?

Genau, es ist ein anderer Abschnitt. Ich investiere neben der Agentur und der Galerie auch in verschiedene Projekte. Ich konzentriere mich also immer noch nicht nur auf eine Sache, sondern brauche nach wie vor dieses bunte Leben. Solange ich die Freiheit hab und die auch von meiner Geschäftspartnerin bekomme, ist alles gut.

Du willst also einfach kein Angestelltenverhältnis, sondern dein eigener Chef sein.

Ganz genau, ich bin zu 100 Prozent Selbstständiger. Ich habe es noch nie anders gelebt und will es auch nicht anders leben.

Eure Agentur heißt Lazy, was ein eindeutiges Statement sein soll. Was wollt ihr mit der Agentur anders als andere machen?

Agenturen erheben sich ja aus ihrem Namen, wenn du dich zum Beispiel „Luxury Communication“ nennst, gibst du schon eine Richtung vor. Als ich noch für das schwedische Klamottenlabel Acne Studios gemodelt habe, hab ich deren Anfänge miterlebt. Ich fand es so geil, dass die sich einfach Acne genannt haben. Da denkt jeder Mensch an eine Hautkrankheit, aber sie haben was aus dem Namen gemacht. Es war spannend zu sehen, wie sich dieses Wort über die Jahre verändert hat und jetzt zu einer High Fashion Brand gehört, die wahnsinnig viel Kohle kostet. Diesen Anspruch hatte ich immer, dass ein Augenzwinkern und eine gewisse Lockerheit dabei sein müssen. Genau das ist bei Lazy so. Wer nennt sich schon faul? Und vor allem ist Lazy GmbH in meinem Kopf ein Oxymoron.

Was ist euch darüber hinaus noch wichtig?

Laura und ich sitzen mit den Kunden am Tisch, und es wird einfach wild gebrainstormt. Irgendwann spürt man, wenn man eine Idee hat, die Spaß macht. Das Wichtigste sind für uns Themen wie Nachhaltigkeit, denn wir wollen auch weiterhin saisonal und regional denken. Bei großen Marken können wir also diesen Weltverbesserer-Input liefern. Ich habe eine Freundin, die mit biologisch angebauter Baumwolle und aus dem Fashionmarkt übrig gebliebenen Stoffen ihre Fashion Brand hochgezogen hat. Warum also das nicht weiter fördern? Man muss einfach neue Ansätze finden und in den Markt integrieren.

Du hast einen Moment beschrieben, in dem du gemerkt hast, dass du dich verändern wolltest, und dir dann die Haare abgeschnitten hast, obwohl du noch als Model gebucht warst. Wann war das letzte Mal, dass du eine Art Rebellion angezettelt hast?

Haare symbolisieren ja immer einen Neuanfang, weil man sagt, dass auch Erinnerungen darin festsitzen. Zuletzt habe ich mir mal zur Art Miami Basel die Haare von meiner Freundin abrasieren lassen. Man gibt sich selbst so einen Anstoß, der halt auch sichtbar werden muss.

In welchen anderen Lebensbereichen bist du diesem radikalen Impuls gefolgt?

Ich hatte ja auch diese Wohnung in Berlin mit fast 100 Quadratmetern. Das war einfach zu viel, ich hab mein Wohnzimmer eigentlich nie betreten und hatte noch ein Zimmer, da war ich in den drei Jahren nur drei Mal drin. Dann kam der Umzug nach München, und ich wollte mich unbedingt verkleinern. Jetzt lebe ich in meinem Tiny House auf 22 Quadratmetern und habe alles in Griffweite. Mir fehlt es an nichts. Es war auch wie eine Revolution, weil ich einmal alles auf den Kopf stellen musste.

Sehr gut, dass du jetzt direkt den Bogen zu München geschlagen hast. Wie ist dein Leben dort, und wie hat es sich verändert?

Es ist natürlich ein Unterschied, wenn man aus der Großstadt mit ein paar Millionen Menschen in ein Dorf bei München zieht, das gerade mal 150 Einwohner hat. Meine Familie ist jetzt aber nebenan, meine Tante mit ihren Töchtern und deren Männer und Kinder. Das ist ein Ort, an dem ich die meiste Zeit meiner Kindheit verbracht habe, also ein Herzensort einfach. Nach all den Jahren auf Reisen habe ich es endlich geschafft, wo anzukommen. Und das nicht nur an einem Ort, sondern auch bei mir selbst. Das ist glaube ich der größte Unterschied zu dem Leben in Berlin. Ich bin froh, dass dieser Marathon vorbei ist und ich jetzt irgendwie bewusst an die Sachen rangehe.

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