Personal Finance Mehr als nur Cash: Warum sich ein Venture Capital für Startups lohnen kann

Mehr als nur Cash: Warum sich ein Venture Capital für Startups lohnen kann

Ein Gastbeitrag von Oliver Heinrich

Unabhängigkeit, alleinige Entscheidungsmacht oder Wachstum im eigenen Tempo. Für Gründer:innen gibt es sicherlich Gründe, das eigene Startup zu bootstrappen, also ohne externe Investor:innen hochzuziehen. Was viele dabei aber nicht bedenken: Bei einer Zusammenarbeit mit einem Venture-Capital-Unternehmen (VC) erhalten junge Unternehmer:innen weitaus mehr als Geld. Denn mit einem VC an der Seite gewinnen sie im besten Fall auch eine:n Verbündete:n, der oder die beispielsweise auch objektives Feedback zum Geschäftsmodell oder Sparring bei der Go-To-Market-Strategie geben kann.

Die Zusammenarbeit mit einem VC kann Startups zwar nicht vollends vor dem Scheitern bewahren, aber das Risiko enorm verringern. Externe Kapitalgeber:innen haben also Vorteile, von denen nicht nur Gründer:innen profitieren können, sondern auch das gesamte Team. Daher findet ihr nachfolgend fünf gute Gründe, warum sich ein VC als Kapitalgeber eignet:

Alleingang vs. Finanzspritze

In einem beträchtlichem Maße ist der Erfolg eines Startups abhängig vom Cashflow. Verzichten junge Gründer:innen auf eine externe Finanzierung, müssen dadurch auch die Kosten des Unternehmens gering gehalten werden. Ergo: Sparen ist angesagt. Erhalten Gründer:innen aber eine Finanzspritze von einem VC, sieht das Szenario anders aus. Das Startup hat dann mehr Kapital zur Verfügung, um einerseits das Geschäft anzukurbeln und andererseits den Mitarbeiter:innen ein angemessenes Gehalt zu bezahlen sowie weitere Mitarbeiter:innen anzustellen, um das wachsende Unternehmen zu unterstützen.

Mit diesen Mitteln können Gründer:innen den Mitarbeitenden eine gewisse Wertschätzung – ob finanziell oder durch sogenannte Benefits – entgegen bringen.

Top-Talente mit dem gewissen Extra anziehen

Der Erfolg eines jungen Unternehmens hängt davon ab, wer Teil des Teams ist. Aber wie kann man die Spitzenreiter:innen dazu bewegen, in ein Startup einzusteigen? Zum einen natürlich mit einem soliden Gehalt. Doch bei den ersten Mitarbeiter:innen kommt bei Startups mit VC-Beteiligung immer noch ein Extra on top: Mitarbeiterbeteiligungsprogramme oder auch ESOP (Employee Stock Option Plan) genannt.

ESOP ermöglicht es, Mitarbeiter:innen am finanziellen Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen und selbst Mitgesellschafter:innen des Startups zu werden. Das Prinzip ist simpel: Durch die eigene Beteiligung am Unternehmen erhöht sich die Identifikation mit und Loyalität zum Unternehmen und dadurch auch die Anreize, das Bestmögliche zum langfristigen Unternehmenserfolg beizutragen. Wenn sich auch ein VC an dem Startup beteiligt, erhöht sich der Wert dieser Firmenanteile durch das damit demonstrierte externe Vertrauen in das Startup oft noch. Darüber hinaus findet in jeder weiteren erfolgreichen Finanzierungsrunde eine Neubewertung der Anteile statt, was den Wert des ESOPs für die Mitarbeiter:innen nochmal greifbarer und attraktiver macht.

Oliver Heinrich ist Partner des Investmentunternehmens Picus Capital. ©Picus Capital

Networking is key

Von allen Seiten hört man heutzutage: Netzwerken ist mit das Wichtigste im Berufsleben. Aber für junge Startups ist das manchmal gar nicht so einfach. Wie knüpfe ich die richtigen Kontakte? Welche Kontakte sind wichtig für mein Unternehmen? Kooperieren Startups aber mit einem VC, können sie oft auf ein großes Netzwerk zurückgreifen, von dem das gesamte Team profitiert.

Ein VC hat beispielsweise oft einen Pool an herausragenden Talenten, der genutzt werden kann, um ein starkes Team zusammenzustellen. Das liegt daran, dass ein VC für viele Startup-Interessierte ein spannender Gesprächspartner ist. Der VC kann den Startups in seinem Portfolio deshalb gerade für Führungspositionen im Unternehmen einen wertvollen Zugang zu Top-Talenten geben.

Abgesehen davon haben VCs meistens auch ein internes und externes Netzwerk an Expert:innen. Wenn die Mitarbeitenden eines Startups Hilfe benötigen, um etwa das Produkt weiterzuentwickeln oder zu testen, das Marketing zu starten oder den Sales-Funnel aufzubauen, haben gute VCs die jeweiligen Expert:innen parat, die ihr Wissen mit dem gesamten Team teilen. Mitarbeiter:innen haben dadurch die Möglichkeit, sich mit Peers, Mentor:innen und Expert:innen auszutauschen und sich dadurch selbst weiterzuentwickeln.

Ein guter Ruf ist wertvoller als Geld

VCs sind nicht nur aufgrund ihres Kapitals interessant für Startups, sondern auch wegen ihres Rufs. Denn bekannte Investor*innen wirken sich auch positiv auf das Startup selbst aus: Laut einer im Journal of Financial Economics veröffentlichten Studie ist es wahrscheinlicher, dass Firmen, die von angesehenen Risikokapitalgebern unterstützt werden, einen erfolgreichen Exit erleben.

Die Strahlkraft eines VCs kann also positive Auswirkungen auf die Reputation und Marke eines Startups haben. Das bedeutet konkret für das Team: Wenn der VC bereits in andere erfolgreiche Unternehmer:innen investiert hat, stärkt das indirekt auch die Arbeitgebermarke des Startups im Lebenslauf eines jedes Mitarbeitenden. Leute, die in einem top-finanzierten Startup gearbeitet haben, sind also oft begehrt bei potenziellen neuen Arbeitgeber:innen. Das Investment eines VCs dient dabei als Gütesiegel für die Qualität der Firma und des Teams.

Eine gute Reputation des VCs steigert zudem die Wahrscheinlichkeit einer Folgefinanzierung, auch durch zusätzliche Investor:innen, und gibt den Mitarbeitenden dadurch indirekt eine Arbeitsplatzsicherheit.

Mitgehangen, mitgefangen

“Skin in the game“ ist ein Ausdruck, der vom bekannten Investor Warren Buffett populär gemacht wurde. Der Begriff auf VC umgemünzt bedeutet, dass diese direkte Investments in Startups wagen und entsprechend abhängig vom Erfolg der Gründer:innen und deren Business-Konzepte sind. Ein Investment birgt für den VC das Risiko zum Totalverlust beim Scheitern der Geschäftsidee, aber gleichzeitig auch die Chance, seine Investition bei einem Verkauf um ein Vielfaches zu multiplizieren.

Deshalb sind VCs an einem nachhaltigen Erfolg des Start-ps interessiert und helfen dabei, diesen sicherzustellen. Dadurch haben die Gründer:innen einen starken und vernetzten Partner an Bord, der am langfristigen Erfolg beteiligt ist, das Risiko des Gründens senkt und für die Mitarbeiter:innen einen sicheren und attraktiven Arbeitgeber schafft.

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