Green & Sustainability Startup Everdrop: „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen sich nicht ausschließen“

Startup Everdrop: „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen sich nicht ausschließen“

Nachhaltige Putzmittel werden immer beliebter, vor allem von plastikfreien Tabs ist oft die Rede. Hier zieht in erster Linie das Startup Everdrop Aufmerksamkeit auf sich. Chris Becker und David Löwe haben das Unternehmen 2019 gegründet und 2020 ihr erstes Produkt auf den Markt gebracht: ein nachhaltiges Putzmittel-Tab, mit dem jede:r zuhause selbst Putzmittel herstellen kann. Ein kleines Tab, das einen Hype ausgelöst hat.

Heute verkauft Everdrop 25 verschiedene Produkte in fünf Ländern. Doch wie setzt man sich weiter durch, wenn sich immer mehr solcher Anbieter auf dem deutschen Markt etablieren? Wir haben mit den beiden Gründern über ihre Entwicklung, ihre Mission und die Vereinbarkeit von Business und Nachhaltigkeit gesprochen.

Chris und David, ihr seid 2020 mit einem einzigen Tab gestartet. Wo steht ihr heute?

David: Damals konntest du unser Team an einer Hand abzählen. Heute sind wir 130 Mitarbeiter:innen. Ansonsten kann man die Entwicklung in diesen zwei Jahren ganz gut an unserem Impact ablesen: Wir haben über eine halbe Millionen Haushalte nachhaltiger gemacht. Und dank unserer Produkte gibt es über sechs Millionen Einweg-Plastikflaschen weniger auf der Welt.

Um welche Produkte handelt es sich konkret?

Chris: Wir sind damals mit unseren Putzmittel-Tabs gestartet. Unser nächstes Projekt folgte dann sehr schnell: Wir haben nämlich festgestellt, dass man bei Waschmitteln bis zu 50 Prozent Tenside einsparen kann – wenn man das Waschmittel auf die individuelle Wasserhärte der Nutzer:innen anpasst. Dann haben wir uns Spülmaschinen-Tabs vorgenommen: Wir haben uns gefragt, warum Tabs immer einzeln in Plastikfolie verpackt werden müssen. Müssen sie nämlich nicht. Deshalb haben wir unsere „Naked Tabs” rausgebracht.

Dann kamen WC-Reiniger und Spülmittel hinzu. Alle Produkte, die wir auf den Markt bringen, müssen ein smartes Konzept haben, dass nachhaltiger ist als die „Standardprodukte” im Markt. Insgesamt haben wir mittlerweile über 25 Produkte gelauncht. Alle ohne Einwegplastik, ohne unnötige Chemie, mit radikal gesenkten CO2-Emissionen im Transport. Vor Kurzem haben wir unsere Naturkosmetik-Linie everdrop „Natural Care“ gelauncht, für den Anfang mit Handseife und Duschgel in Pulverform.

Eure Palette an Produkten hat sich also stark vergrößert. Ist damit auch eure Mission gewachsen?

Chris: Die Mission ist im Kern gleich geblieben: Wir stellen Alltagsprodukte her, die den Menschen ganz einfach einen nachhaltigeren Lifestyle ermöglichen und dabei auch noch Spaß machen. Und das mit gutem Design und einfacher Anwendung.

everdrop CleanHomeBox

Mittlerweile gibt es immer mehr ähnliche Anbieter. Wie wollt ihr euch weiterhin von der Konkurrenz absetzen?

Chris: Wir sind sicherlich selbst inmitten all der vielen, sehr ähnlichen Wettbewerber:innen etwas Besonderes. Zum Beispiel mit unserer treuen, aber auch kritischen Community, die uns antreibt, immer besser zu werden. Oder mit dem unglaublichen Drive unseres Product Teams, immer neue Innovationen für einen nachhaltigeren und plastikmüllfreien Haushalt zu entwickeln. Davon abgesehen sind wir happy, dass wir Pionier:innen sind in einem Markt, der so rasant wächst. 

Nachhaltigkeit ist also längt kein Nischenthema mehr.

David: Zum Glück ist Nachhaltigkeit kein Nischenthema und auch kein Trend mehr. Nachhaltigkeit wird zum Mainstream und es ist toll, dass wir daran einen kleinen Anteil haben. Wir wissen natürlich, dass es noch ein weiter Weg ist, bis ein wirklich umweltverträglicher Alltag in unserer Gesellschaft Standard ist. Aber was uns wirklich Hoffnung macht ist, dass unser Erfolg bis hierhin ja schon bewiesen hat, dass sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen müssen. Vielleicht inspiriert das ja auch viele weitere Gründer:innen.

Habt ihr Tipps, wie man als Gründer:in Business und Nachhaltigkeit optimal miteinander verbinden kann?

Chris: Wir haben drei Tipps. Erstens: Mit einem schlagkräftigen Impact Business Model. Bei uns ist es ganz einfach: Jedes Produkt stellt eine nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen Produkten dar. Je mehr Menschen wir überzeugen können, umzusteigen, desto mehr positiven Impact für die Umwelt haben wir. 

David: Zweitens: Akzeptiere niemals ein „Nein, das geht nicht!”. Mit diesem Mindset haben wir es zum Beispiel geschafft, eine Papier-Verpackung zu entwickeln, die es auf der ganzen Welt noch nicht gab. Die meisten Verpackungen bestehen aus Plastik oder einem Papier, das mit Plastik, Lacken oder Mikroplastik beschichtet ist. Das war für uns natürlich keine Option. Also haben wir über Monate mit drei Firmen aus drei Ländern eine Papier-Verpackung mit einer biobaserten Schicht aus Ernteabfällen entwickelt.

Chris: Und drittens: Eine nachhaltige Company, die Erfolg haben will, braucht auch eine nachhaltige Unternehmenskultur. Bei everdrop haben wir zum Beispiel Unternehmenswerte, die uns heilig sind. Wir gehen achtsam, positiv und wertschätzend miteinander um.

Wie geht es 2022 für euch weiter?

David: Je mehr wir wachsen, desto größer ist unser positiver Impact. Jedes Produkt, das wir mehr verkaufen, bedeutet auch weniger Einweg-Plastikmüll auf dem Planeten. Für dieses Jahr haben wir uns vor allem drei große Ziele gesetzt. Erstens: Wir wollen internationaler werden und auch in anderen Ländern in Europa die Haushalte vom Plastikmüll befreien.

Zweitens: Wir wollen Retail erobern. Im Laufe dieses Jahres wird man uns immer mehr in den großen Supermarkt- und Drogerieketten finden. Und das in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Drittens: Wir wollen unser Produktangebot deutlich ausbauen. Es gibt noch einige Bereiche im Haushalt, die dringend innovative, umweltverträgliche und plastikfreie Lösungen brauchen.

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