Productivity & New Work Gründen mit Geschwistern: Wann das eine gute Idee ist und wann nicht

Gründen mit Geschwistern: Wann das eine gute Idee ist und wann nicht

Ein Gastbeitrag von Johannes und Michael Siebers, Gründer von Holidu

Ist es eine gute Idee, mit seinem Bruder ein Unternehmen zu gründen? Vor dieser Frage standen wir 2014. Aber eigentlich war es keine Frage für uns. Schon unser ganzes Leben haben wir gemeinsam die Welt erkundet. Daher war es ein ganz natürlicher Schritt, dass wir auch unsere Firma gemeinsam aufbauen würden. Heute, acht Jahre später, können wir uns kaum vorstellen, wie es wäre, eine Firma NICHT mit dem Bruder aufzubauen. Durch die Höhen und Tiefen des Firmenaufbaus haben wir jedoch einige Erfahrungen gemacht, die uns helfen, Geschäftliches und Privates gut miteinander zu verbinden. 

Natürlich gibt es kein pauschales Erfolgsrezept, Geschwister und Geschäftspartner zugleich zu sein, aber folgende Dinge haben uns geholfen – und helfen vielleicht auch dir.

Fähigkeiten ergänzen sich und die Verantwortungen sind klar verteilt

Schon als Kinder hatten wir viele gemeinsame Interessen. Doch uns wurden auch unterschiedliche Talente in die Wiege gelegt. Das hat sich dann später gut in unseren Studiengängen widergespiegelt. Johannes studierte Wirtschaft, Michael Informatik.

Daher haben wir auch bei der Gründung von Holidu auf eine Trennung der Zuständigkeiten gemäß unserer Stärken geachtet: Johannes kümmert sich als CEO um Business Development, Finance sowie PR & Marketing und Michael leitet als CTO das Technologie-Team, die technische Infrastruktur, die Business Intelligence sowie das technische Product Management. Dabei konzentriert sich jeder auf das, was er am besten kann. Jeder hat einen eigenen Bereich. Das reduziert das Konfliktpotenzial.

Konflikte und Schwierigkeiten managen

Dennoch lassen sich Konflikte nicht immer vermeiden. Und das sollten sie auch nicht. Denn Meinungsverschiedenheiten können eine Firma nach vorne bringen. Vorausgesetzt natürlich, man findet einen Weg, gut mit ihnen umzugehen und sie produktiv zu nutzen. Wir sind zwar meistens einer Meinung, aber es kann vorkommen, dass wir viel und intensiv zu einem Thema diskutieren. Durch unsere verschiedenen Hintergründe haben wir manchmal andere Herangehensweisen und Blickwinkel. Konflikte entstehen oft dann, wenn eben nicht genug gesprochen wird und man die Blickwinkel des anderen nicht versteht. 

Kurz nach der Gründung ist das nicht so schwierig. Man sitzt sehr viel gemeinsam am Tisch und bekommt sehr viel vom anderen mit. Später gibt es weniger Berührungspunkte, weil jeder seinen Bereich betreut und die Aufgaben vielfältig werden. Es ist daher wichtig darauf zu achten, auch weiterhin viele Berührungspunkte zu haben, viel miteinander zu reden und sich über Dinge auszutauschen. Das gilt wohl für jedes Gründungsteam. Uns hilft ein Rahmenset für Meinungsverschiedenheiten, das regelt, wann welche Entscheidung getroffen und wann gegebenenfalls eine unabhängige Drittmeinung einzuholen ist.

Gründen mit Geschwistern
Credits: Holidu

Ebenfalls wichtig: bei Geschwistern fallen manchmal die Hemmungen – es fehlt Distanz. Da ist es umso wichtiger, wertschätzend zu bleiben. Und das erfordert jede Menge Disziplin und Professionalität.

Am besten, du verabschiedest dich auch gleich von einer weiteren Illusion: Dass Privates und Berufliches auf jeden Fall voneinander getrennt werden sollten. Das geht nicht, erst recht nicht zu 100 Prozent. Viele unserer Ideen kamen uns im Urlaub – so wie auch die Idee zur Gründung von Holidu. Dennoch ist es wichtig, sich bewusst manchmal ganz privat zu treffen, ohne über Berufliches zu sprechen.

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