Leadership & Karriere 3 Tipps, wie man als CEO in unsicheren Zeiten richtige Entscheidungen trifft

3 Tipps, wie man als CEO in unsicheren Zeiten richtige Entscheidungen trifft

Ein Gastbeitrag von Patrick Leibold, Co-CEO von Celebrate Company

Wenn ich mir die Prognosen für das Jahr 2023 anschaue, dann weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll: „2023 wird wieder enorm schwierig, wir stehen vor einer Rezession und die Konsumlaune ist im Keller!“, sagen die einen. „2023 wird wirtschaftlich ein gutes Jahr, die Wirtschaft zeigt Resilienz und die Inflation geht sehr kurzfristig zurück!“, schreiben die anderen.

Und ich? Ich stehe irgendwo dazwischen und muss als CEO entscheiden, auf welches Pferd ich setze. Die große Frage lautet aber: Wie? Denn wenn wir eines in den vergangenen Jahren gelernt haben: Es kommt immer anders als man denkt. Sei es Corona oder der Krieg inmitten von Europa. Nur sehr, sehr wenige hätten mit solchen Ereignissen gerechnet. Wie also trifft man im Angesicht solcher Unsicherheiten Entscheidungen?

Verantwortungsvoll, aber chancenorientiert!

Die Gefahr, in die ich wie sicherlich auch andere CEOs immer wieder laufe: Entscheidungen aufzuschieben, nur weil ich denke: Wenn ich nur ein bisschen länger warte, wird alles klarer. Die Wahrheit lautet: Nein. Das stimmt nicht. Hier spricht lediglich die Angst, falsch zu entscheiden. Drei Tipps, mit denen ich das versuche, zu verhindern.

1. Nutzt Pausen, um neue Initiativen zu testen

Während der Pandemie ist mir eines aufgefallen: Es ist viel sinnvoller, im Stau an die Tankstelle zu fahren und nicht, wenn der Verkehr fließt. Der Grund? Dann ist das Risiko möglichst gering, viel Zeit (und Geld) zu verlieren. Ihr kennt das sicherlich auch in der Formel 1. Boxenstopps werden gerne während der Safetycar-Phase eingelegt. Weil dann wenig passieren kann.

Was das konkret für das Business bedeutet: Ich frage mich, wie exponiert meine einzelnen strategischen Initiativen gegenüber einem potentiellen Risiko sind? Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Als es während Corona keine Hochzeiten gab, haben wir als Anbieter für unter anderem Einladungs- und Grußkarten nicht das Hochzeitsportfolio für das nächste Jahr entwickelt, in der Hoffnung, dass Hochzeiten kommen könnten. Stattdessen haben wir andere Produktkategorien (wie Fotobücher) verfolgt.

2. Identifiziert euren unfairen Vorteil

Der zweite Tipp: Identifiziert eure „unfairen Vorteile” und priorisiert neue Initiativen vor eurem Kerngeschäft. Das klingt erstmal paradox, da ihr mit eurem Kerngeschäft ja das meiste Geld verdient.

Hier liegt aber genau die Gefahr: Fokussiert ihr euch nicht auf neue Initiativen, sondern lediglich auf das Kerngeschäft, erhöht ihr nur euer Risiko, weil ihr Dinge probiert, besser zu machen, die eh schon gut funktionieren.

Das Problem: Gerät euer Kerngeschäft auf einmal marktbedingt unter Druck, geratet ihr ganz schnell in Schieflage. Habt ihr darüber hinaus schon eine klare marktführende Position, stehen Aufwand und Ertrag meist auch in keinem guten Verhältnis, weil ihr mit relativ viel Aufwand nur ein paar Prozentpunkte holen könnt.

Was ich stattdessen mache: Ich gucke ich auf die Initiativen, bei denen ich glaube, dass wir gegenüber dem Markt einen entscheidenden Vorteil haben – ganz gleich, ob der Markt insgesamt wächst oder nicht. Ich stelle mir also vielmehr die Frage: Wo repräsentieren meine Fähigkeiten den Marktanteil nicht? Die Hypothese, die dahintersteht: Ganz gleich, wie sich der Markt insgesamt entwickelt, besteht für mich eine hohe Wahrscheinlich, etwas vom Markt abschöpfen zu können.

3. Akzeptiert Irrtümer!

Der letzte Tipp geht auf das Mantra des Standford University Professors Paul Saffo zurück.  Sein Framework für die Entscheidungsfindung lautet „Strong Opinions, Weakly Held“. Was er damit meint: Sich schnell eine valide und auf Daten wie Intuition gestützte Meinung zu bilden und dann die entsprechende Entscheidung schnell zu treffen. Worauf es dabei aber ankommt: Nicht daran festzuhalten, sondern diese Entscheidung immer wieder mal kritisch zu hinterfragen – allen voran dann, wenn sich die Gegebenheiten, unter denen die Entscheidung getroffen wurden, verändern. Die Entscheidung war dann nicht unbedingt falsch, sie war lediglich ein Irrtum.

Was mich insgesamt ruhiger schlafen lässt: Mir auch immer die Frage zu stellen, wie ich lieber scheitere, wenn ich schon scheitern muss (und das sollte man immer einpreisen), also welches negative Szenario im Zweifel besser zu verkraften wäre, wenn es denn schief geht.

Die Wahrheit bei all der Unsicherheit lautet nämlich auch: Irren ist menschlich! Davor ist kein:e CEO befreit. Ganz im Gegenteil. Wer Entscheidungen trifft, muss damit leben, sich auch mal zu irren. Das gehört zu Entscheidungen dazu.

Über den Autor

Credits: Celebrate Company

Der Operations und Finance Experte Patrick Leibold verantwortet als Co-CEO zusammen mit Steffen Behn die Geschäfte der Celebrate Company.

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