Leadership & Karriere Marina Zubrod: „Es ist nicht romantisch, Unternehmer zu sein“

Marina Zubrod: „Es ist nicht romantisch, Unternehmer zu sein“

Zehnmal gelauncht, sechsmal gegründet, fünfmal investiert: Marina Zubrod bekommt nicht genug. Ein Gespräch übers Scheitern, Liebe zum Entrepreneurship und dessen Kehrseiten.

Frau Zubrod, Sie haben mehrfach gegründet. Welches Unternehmen war Ihr erstes?

Unter einer Gründung stellt man sich immer etwas Großartiges vor. Das ist es aber gar nicht unbedingt. Ist die Schülerzeitung, die man damals initiiert hat, nicht auch schon eine Gründung? Meine erste Gründung war ein Restaurant, gemeinsam mit meinem Mann. Und wir sind gnadenlos gescheitert.

Wie haben Sie weitergemacht?

Wir waren jung, haben danach viele weitere Anläufe gebraucht, viele verschiedene Dinge ausprobiert, sind wieder maximal gescheitert. Das ist in dem Moment das schlimmste Gefühl. Aber es bedeutet, dass man mutig war. Ich habe mich dazu entschieden, Unternehmer zu sein. Wenn man das mit Vollblut und Überzeugung ist, dann hat man ständig neue Ideen und gründet wieder neu.

Heute verzichten Sie bei Ihren Unternehmen ganz auf externe Investoren. Was steckt dahinter?

Unternehmertum bedeutet, dass ich volle Kontrolle darüber habe, was ich mache. Und das habe ich mit Investoren nicht. Die Lektion habe ich 2016 gelernt. Ich war CEO eines Versicherungs-Startups, und der Investor hatte mehr Anteile als ich. Ich sollte eine Finanzierungsrunde zusammenbekommen, habe es nicht geschafft. Also wurde mir am Tag vor Heiligabend per Kurier fristlos gekündigt. Das war scheiße, aber retroperspektiv habe ich daraus mein Learning gezogen.

Wie haben Sie Ihre eigenen Startups dann finanziert?

Es sind zwei verschiedene Geschäftsmodelle. Wir haben eine Agentur, die große Marken wie Rotkäppchen oder Biontech berät. Gleichzeitig hatte ich parallel dazu meine erste Idee mit Naturkosmetik auf Bienenwachsbasis. Ich bin als Freelancerin durchgestartet und hatte mit der Kosmetik mein Sidebusiness. Irgendwann habe ich dann angefangen, mit Business-Angels zu sprechen. Aber da lief ein Gespräch so schlecht, das hat mich an meine Situation 2016 erinnert. Also haben mein Mann und ich die Entscheidung getroffen, dass ich als Beraterin freelance und wir die Marken dann daraus finanzieren. Auf diese Weise ist das organisch gewachsen.

Gibt es ein Szenario, in dem Sie sich doch wieder für Investoren entscheiden würden?

Es ist nicht so, dass ich es komplett ausschließe. Aber ich würde nicht aktiv nach Investoren suchen. Ich selbst möchte meine unternehmerische Freiheit genießen, niemandem Rechenschaft darüber ablegen müssen, wieso etwas langsamer vorangeht oder wieso man die Strategie ändert. Ich finde es sehr befreiend, darüber mit niemandem reden zu müssen.

Sie selber hingegen treten mehrfach als Investorin auf. Suchen Sie noch anderswo die Kontrolle?

Ironischerweise hat mich das bisher keines meiner Investments jemals gefragt. Aber in Startups investieren ist für mich keine Einbahnstraße. Es ist kein Widerspruch, weil jeder für sich selbst eine andere Entscheidung trifft. Und ich weiß, dass ich als Unternehmerin so stark bin, dass ich meinen Investments niemals im Wege stehen würde. Ich würde alles tun, um sie zu unterstützen.

Was sind Sie lieber: Markenberaterin oder Markengründerin?

Eigentlich bin ich sogar lieber Beraterin als Gründerin.

Warum?

Als Beraterin lernt man jeden Tag viele richtig geile Marken kennen. Man darf ständig von vorne anfangen, eine Marke und ihr Geschäftsmodell kennenzulernen. Es wird nie langweilig. Bei den eigenen Marken passiert auch ständig etwas, aber wenn ich das nicht vorantreibe, gerät es ins Stocken. Ich mag das Feuerlöschen. Je chaotischer es ist, desto mehr gehe ich darin auf. Aber ich mache beides, weil ich auf einer hohen PS-Zahl am besten funktioniere.

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