Life & Style Bewerbungsgespräch mit Schauspieler Dimitrij Schaad

Bewerbungsgespräch mit Schauspieler Dimitrij Schaad

Bewerbungsgespräche sind nie leichtMan präsentiert sich selbst auf dem Silbertablett und sitzt unbekannten Menschen gegenüber, die genau prüfen, ob man zum Team und Unternehmen passt. Dabei dreht sich alles um die richtigen Fragen – und die können manchmal echt abwegig sein. Die perfekte Ausgangslage für Business Punk, um bekannte Persönlichkeiten zum Bewerbungsgespräch einzuladen.

Dimitrij Schaad ist Schauspieler und Autor. In der Kino-Verfilmung „Die Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling übernahm er die Hauptrolle des Kleinkünstlers Marc-Uwe. 2021 spielte er in der Netflix-Serie „Kleo“ die Hauptrolle neben Jella Haase. In der Buch-Verfilmung „Sophia, der Tod und Ich“ übernimmt Dimitrij Schaad die Hauptrolle des Reiner, der Film kommt am 31.8. in die Kinos.

Dimitrij, du spielst in „Sophia, der Tod und Ich“ die Hauptrolle Reiner. Was ist Reiner für ein Typ?

Reiner ist Altenpfleger und ein emotional verklemmter Mensch, der nicht so aus sich herauskommt. Reiner macht der Tod gar nicht eine so große Angst, eine viel größere Angst hat er vor dem Leben selbst.

Nicht gerade ein leichtes Thema. Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?

Man muss sich emotional nicht so krass darauf vorbereiten, weil es uns alle betrifft, weil wir alle früher oder später mit dem Tod zu tun haben werden. Aber ich bin ein zur Melancholie neigender Mensch und deswegen ging es mir extrem nahe. Der Unterschied zu Reiner ist allerdings, dass ich auch das Expressive und Laute in mir habe. Das musste ich zügeln.

Was machst du, wenn du traurig bist?

Ich weiß nicht genau, ob ich spazieren gehe, wenn ich traurig bin oder ob ich traurig werde, weil ich spazieren gehe. Ich weine dann, lasse alles raus. Oft hilft auch Schreiben. Was mein Therapeut mir irgendwann beigebracht hat, ist Tagebuch führen. Es hilft, jeden Tag fünf Dinge aufzuschreiben, für die man dankbar ist.

Ganz analog? Mit Notizbuch und Stift?

Ich mache es analog. Ich habe einen dicken Kalender, eine Woche auf zwei Seiten.

Reiner macht im Film einen Roadtrip mit Sophia und dem Tod. Wenn du einen Roadtrip machen würdest: Welche drei Dinge dürfen auf keinen Fall fehlen?

Meine Zahnschiene, die ich nachts immer trage. Das Buch, das ich gerade lese. Ich überlege, was noch essentiell für mich ist. Ich bin ein sehr minimalistischer Mensch. Mein iPad vielleicht, damit ich schreiben und was schauen kann.

Dimitrij Schaad als Reiner und Marc Hosemann als der Tod in „Sophia, der Tod und Ich“. Foto: Stephan Rabold

Und welchen Snack?

Ein kaltes Bier. Ich fahre selbst nicht, deswegen ist das okay.

Welche Musik läuft auf deinem Roadtrip?

Das müssen immer andere übernehmen. Ich hasse es, Musik vor anderen aufzulegen. Ich schäme mich dafür. Mir fällt die Frage „Was hörst du so für Musik?“ super schwer zu beantworten. Ich hasse diese Frage, zum Beispiel wenn ich auf einem Date bin.

Wenn wir schon beim Thema sind: Was sind noch Red-Flags für dich?  

Ich finde, die Unfähigkeit, sich zu entschuldigen, ist eine große Red-Flag. Umgekehrt ist eine sehr große Green-Flag, dass ein Mensch seine eigenen Fehler sieht und für diese Verantwortung übernimmt. Ich finde, viel meckern ist auch eine Red-Flag. Unser Regisseur Charly Hübner ist zum Beispiel das Gegenteil. Charly ist ein Mensch, der Komplimente verteilt und immer eher das Gute in einem Menschen und einer Situation sieht. Nicht, um sich einzuschleimen, sondern weil er ein wirklich glücklicher Mensch ist.

Wenn du für einen Tag mit einem anderen Schauspieler Leben tauschen könntest, egal ob tot oder lebendig, wen würdest du wählen?

Mads Mikkelsen.

Warum?

Ich liebe und bewundere seine Karriere. In dänischen Arthaus-Sachen mitzuspielen oder in schwarzen Komödien. Den Bösewicht bei James Bond, diesen getriebenen Typen bei „Die Jagd“ oder diesen Typen in „Der Rausch“ zu spielen, ist einfach faszinierend. Ich würde relativ viel dafür hergeben, um die Karriere von Mads Mikkelsen zu haben.

Schauspieler:innen müssen manchmal seltsame Dinge am Set machen. Welche Aufgabe ist dir am unangenehmsten?

Sexszenen stellen mich vor große Herausforderungen. Ich schaue sie nicht gerne, ich spiele sie nicht gerne. Ich schreibe sie niemals.

Hast du eine Methode am Set, um das Drumherum auszublenden?

Ich finde es toll, dass es mittlerweile Intimacy-Koordinatoren am Set gibt, mit denen man sprechen und die Szene durch choreografieren kann. Und man muss Vertrauen aufbauen. Zur Partnerin, mit der ich spiele, zur Regie und zur Kamera. Als Schauspieler:in gibst du dein Gesicht und dein Wesen her, da braucht es bedingungsloses Vertrauen. Viele Regisseur:innen  unterschätzen das oft.

Was machst du, wenn es zu einem Konflikt mit deinem Regisseur kommt?

Ich lerne, konfliktfähig zu sein und es anzusprechen. Ich tendiere in meinen schlechten Momenten dazu, passiv aggressiv zu werden und die Stimmung herunterzuziehen. Das will ich mir verbieten. Gute Kommunikation ist einfach wichtig. Ich versuche, positiv vorwärts gewandt zu sein. Es sind viele Menschen am Set, die sehr viel härtere Arbeit leisten als die Schauspieler. Und sie bekommen weniger Anerkennung und niedrigere Tagesgagen. Deshalb muss man sich dieser Verantwortung bewusst sein und einen positiven Umgang finden. Wir sind ein kleiner Teil von Vielen.

Apropos Arbeit am Set: Was brauchst du, damit dein Arbeitstag perfekt ist?

Gut aufstehen. Nicht schlecht geträumt haben. Zeit haben, um zu meditieren. Ich meditiere morgens immer eine halbe Stunde und dann in der Mittagspause nochmal 20 Minuten. Das hilft mir sehr. Ein gutes Kostüm, was mich unterstützt. Eine Szene, die ich vollständig fühle oder wenn ich sie nicht fühle, einen Gesprächspartner haben, sei es der Showrunner oder die Regie, mit dem ich das besprechen kann. Und dann ein paar wenige, tolle Takes in einer Szene, in der ich wirklich was reißen kann.

Für diese Routine braucht es sicher viel Disziplin.

Ich habe viele Bücher über Routinen und Gewohnheiten gelesen. Um herauszufinden, wie wir funktionieren. Das Schreiben hat für mich erst angefangen zu funktionieren, als ich es regelmäßig gemacht habe. Kreativität funktioniert nicht im freien Raum. Disziplin ist das A und O. Ohne Disziplin gibt es für mich keine Kreativität. Es funktioniert nur dann, wenn man es mit konsequenter Regelmäßigkeit macht .

Wenn du den Beruf als Schauspieler oder auch Drehbuchautor von heute auf morgen aufgeben müsstest: Auf welchen Job hättest du Bock?

Wenn ich selbst nicht spielen oder nicht schreiben könnte, würde ich vermutlich inszenieren. Ich würde weiter unterrichten, was ich eine Zeit lang an Schauspielschulen gemacht habe. Wenn auch das in irgendeiner komischen Zukunft nicht möglich wäre, dann würde ich zu meiner großen Leidenschaft Geschichte zurückkommen. Also tatsächlich historische Ereignisse an der Uni analysieren und einordnen. Geschichtsprofessor zu werden war früher mein großer Traum.

Warum hast du diesen Traum nicht weiterverfolgt?

Das Problem ist, ich würde wahnsinnig lügen, weil ich bei jeder wissenschaftlichen Aufgabe  Fakten dazu erfinden würde, damit es spannender klingt. In dem Bereich wäre ich damit  schnell erfolglos.

Vielen Dank für das Gespräch.

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