Life & Style IPO Night in Frankfurt: Die Kunst des Börsengangs 

IPO Night in Frankfurt: Die Kunst des Börsengangs 

Stefan Mayr-Uhlmann nahm den Preis stellvertretend entgegen – der Vorstand war komplett auf China-Reise und grüßte per Videoborschaft. Der Sprecher für Finance und IT bei Porsche blickte süffisant zurück auf den 19. Dezember, den Tag, an dem die Dax-Aufnahme von Porsche mit der Deutschen Börse gebührend gefeiert wurde, es aber fast nicht geworden wäre. Denn: „Die Glocke war bereit, die Schnittchen auch, wir hatten an alles gedacht, nur nicht an Blitzeis“, erinnert sich Mayr-Uhlmann zurück. Der Vorstand habe dann in Stuttgart festgesessen und nicht abheben können. Er hätte ein paar Schweißtropfen verschwitzt, am Ende sei dann aber noch alles gut gegangen. Das Learning, so Uhlmann augenzwinkernd: „Das beste Fortbewegungsmittel ist dann doch der Porsche Cayenne und nicht das Flugzeug.“ Mit ersterem sei immerhin er pünktlich vor Ort gewesen. 

In der Kategorie „Impact Börsengang“, der den Einfluss des IPOs auf elementare Transformationsprozesse würdigt, wurde ThyssenKrupp Nucera ausgezeichnet. Auch die Continental-Tochter Vitesco und der Antriebe-Spezialist hGears waren unter den Nominierten. „Wenn dieser Preisträger etwas tut, dann in einem angespannten Umfeld mutig auf neue Technologie setzen“, laudatierte Katharina Reiche, CEO von Westenenergie und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung, dem Preisträger.

Nucera ist schon lange im zukunftsträchtigen Wasserstoffgeschäft aktiv und bietet nach eigenen Angaben weltweit führende Technologien für Elektrolyseanlagen an. Diese spalten mithilfe von Elektrizität Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Diesen brauche Deutschland so gut wie überall, weiß Reiche. „Als Speichermedium, für die E-Mobilität, für verschiedenste industrielle Anwendungen“. Reiche warb in diesem Zug auch für „mehr Technologieoffenheit“. Deutschland brauche „weniger Bürokratie, mehr Markt, mehr Wettbewerb“. Nucera-CFO Arno Pfannschmidt ordnet den Börsengang als „bedeutenden Schritt für unser Unternehmen und unsere geplanten Investitionen in einem anspruchsvollen Kapitalmarktumfeld“ ein. „Dass dieser Schritt und dessen Wirkung durch den Award gewürdigt werden, ist ein weiterer Beleg für das große Potenzial des Wasserstoffmarktes“. 

Großes Potenzial wird auch dem Gewinner in der Smallcap-Kategorie zugesprochen: ParTec. Als Smallcaps werden an der Börse Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von unter einer Milliarde Euro bezeichnet. In der Kategorie waren auch das Berliner Cannabis-StartUp Cantourage und das Elektronikunternehmen Katek nominiert. ParTec habe als „einer der ersten in Deutschland und in Europa auf das Zukunftsthema Quantencomputing gesetzt“, lobt Laudator Fabian Mehring, der neue bayerische Staatsminister für Digitales.

Der Flaschenhals für viele Entwicklungen wie beispielsweise KI heiße Rechenkapazität, die Lösung dafür Quantencomputing, so Mehring. „Es ist die technologische Basis der Zukunft und ParTec ist unser FC Bayern auf diesem Zukunftsfeld.“ Hugo Falter, stellvertretender Vorsitzender von ParTec, lobte derweil die Investoren. Diese würden durch ihr Kapital die dringend benötigte Energie bereitstellen, damit Unternehmen wie ParTec überhaupt entstehen und wachsen könnten. Der Gang aufs Börsenparkett, so Falter, sei „eine der klügsten Entscheidungen“ gewesen, die ParTec in 24 Jahren hervorgebracht habe. 

Spektakulär herausgekämpft aus einer mit der Corona-Pandemie existenziellen Krise hat sich die Deutsche Lufthansa. Zunächst musste Europas größte Fluglinie vom deutschen Staat mit Milliardenkrediten gerettet werden. Um diese zurückzahlen zu können, beschloss der Kranich-Konzern 2021 unter anderem eine Kapitalerhöhung in Höhe von 2,14 Milliarden Euro durch die Ausgabe neuer Aktien. Diese verlief derart reibungslos und erfolgreich, dass die Deutsche Lufthansa dafür in der Kategorie „Außergewöhnliche Eigenkapitalfinanzierung“ auf der IPO Night ausgezeichnet wurde. Nominiert waren zudem Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia, der Medizintechnikspezialist Siemens Healthineers, der Lieferdienst Delivery Hero, der Rüstungskonzern Rheinmetall und Siemens Energy. 

Der Erfolg der Lufthansa-Kapitalerhöhung sei „bemerkenswert, vor allem aufgrund des Umfeldes und des Zeitpunkts“, laudatiert Deutsche-Bank-Vorstand Fabrizio Campelli. Es sei in der Spätphase der Coronapandemie gewesen und „wir alle waren uns damals nicht sicher, ob wir je wieder so reisen würden, wie vor der Pandemie“. Doch die Lufthansa hätte den Kapitalmarkt erfolgreich davon überzeugen können, dass sich der Markt wieder erholen werde. Und das tat er. Frühzeitig gelang der Lufthansa so die vollständige Rückzahlung der Hilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. 

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