Personal Finance China wankt, USA weint – Autsch, sind wir als nächstes dran? Die globale Immobilienkrise haut rein

China wankt, USA weint – Autsch, sind wir als nächstes dran? Die globale Immobilienkrise haut rein

Es geht damit längst nicht nur um China und US-Gewerbeimmobilien. Auch die Lage bei deutschen Gewerbeimmobilien und damit bei den sie finanzierenden Banken dürfte nach Einschätzung von S&P schwierig bleiben. Der Trend zum Homeoffice und zu höheren Energiestandards, der den Wert vieler Bürogebäude sinken lässt, übe Druck auf die Werthaltigkeit von der Bank finanzierter Immobilien aus. Tobias Just, Professor an der Universität Regensburg, sieht eine rasante Abkühlung der Gewerbeimmobilienmärkte, die Preise geben schneller nach als in den Rezessionsjahren der 1980er Jahre. Der Preisrückgang liege nicht allein an den stark gestiegenen Zinsen, sondern auch daran, dass sich Büroarbeitswelten wandeln, weg vom klassischen Büro, hin zu hybriden Arbeitsformen. Dies führe zu sinkenden Büroauslastungen und folglich müssen die Immobilienbestände abgewertet werden. „Die strukturellen Entwicklungen in den USA dürfte jenen in Europa vorauslaufen“, schreibt Jost in einen Beitrag für den Berliner Tagespiegel. Auch Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies und Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main meint: „Hohe Zinsen und Baukosten sowie zunehmende Leerstände und eine schwache Konjunktur belasten die gewerblichen Immobilienmärkte. (…) Erinnerungen werden wach an die Weltfinanzkrise ab 2007, als massive Ausfälle von Immobilienkrediten in den USA das globale Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachten.“ Doch Brühl beruhigt: Derlei Befürchtungen seien unbegründet. Die Banken seien heute weitaus besser mit Eigenkapital und Liquidität ausgestattet und damit krisenfester als damals.

Dennoch leiden sie. Der für sie brisantester Fall in Deutschland ist die Insolvenz der Signa-Holding des Milliardärs René Benko. Die US-Ratingagentur Moody’s warnt, dass die Insolvenz sich auf Kreditqualität und Profitabilität einiger Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz auswirken werde. Der Präsident des Verbands deutscher Pfandbriefbanken Gero Bergmann sagt dazu: „Es kann niemanden freuen, wenn große Adressen in die Insolvenz gehen, und dies wird natürlich auch Effekte auf den Markt haben.“ Die Preisabschläge bei Gewerbeobjekten dürften auch 2024 stärker als bei Wohnimmobilien ausfallen. „Es würde mich nicht überraschen, wenn wir bei den Instituten noch eine steigende Risikovorsorge sehen werden.“

Zurück zum Ausgangspunkt dieser neuen Immobilienkrise, zurück nach China. „Wenn in China das Wachstum stockt, dann hat das für die gesamt Welt Auswirkungen“, meint Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel im ZDF. Das Ausland sei zweifach betroffen: Zum einen dadurch, dass die Chinesen weniger importieren – Konsumgüter und Maschinen, aber auch Rohstoffe. Die chinesischen Verbraucher halten sich derzeit mit großen Anschaffungen zurück, die Preise fallen, es herrscht Deflation. Zum anderen haben chinesischen Firmen gewaltige Überkapazitäten aufgebaut, etwa bei Elektroautos und Solarpaneelen. Wird in der Volksrepublik selbst weniger konsumiert, dürften die Unternehmen versuchen, den Rest der Welt mit Waren zu Dumpingpreisen zu überschwemmen – zum Schaden der ausländischen Konkurrenz.

Dies seien aber Handelseffekte, sagt Gern. „So etwas wie die globale Finanzkrise, die ja auch aus einer Immobilienkrise, nämlich in den USA, erwachsen ist, müssen wir wohl nicht befürchten, weil die finanziellen Verbindungen Chinas mit dem Rest der Welt doch sehr überschaubar sind.“ Dennoch befinde sich die Volksrepublik in einer Problemlage, in der nicht ganz klar sei, wie stark die Auswirkungen tatsächlich sind. Gern betont: „Es bestehen erhebliche Risiken und angesichts der Größe des Landes sind das dann auch Risiken für den Rest der Welt.“

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