Leadership & Karriere Kolumne: Wie ihr jeden Tag ein Prozent besser werden könnt

Kolumne: Wie ihr jeden Tag ein Prozent besser werden könnt

von Lea-Sophie Cramer

Mit dieser Rechnung kriegt man mich: 1,01^365=37,78 vs. 0,99^365=0,03. Dahinter verbirgt sich folgendes Prinzip: Wenn man jeden Tag ein Prozent besser wird, ist man am Ende eines Jahres über 37-mal so gut wie am Anfang. 37-mal!

Mein Ziel gerade: jeden Tag ein Prozent sportlicher werden. Klingt einfach, ist es aber nicht: Ich war schon immer eher unsportlich, und mein innerer Schweinehund ist ein Biest. Vielleicht bin ich genau deshalb am besten geeignet, um zu erzählen, wie man es trotzdem schafft.

Das Ziel ändern: Nicht „Sport machen“, sondern „Athletin werden“

Welche Person möchtest du sein? Das ist die Kernfrage von James Clear, dem Gewohnheitsexperten und Autor von „Atomic Habits“: Durch das Tun (Sport machen) verändert man das Sein (die Identität – jetzt als Athletin). Man sammelt Beweise dafür, dass man wirklich eine Sportlerin ist (mittlerweile sitze ich jeden Abend auf meinem Bike), und irgendwann glaubt man es selbst. Wer sich als Athletin wahrnimmt, wird auch langfristig so leben.

Lea-Sophie Cramer: Die Unternehmerin hat den Erotikhändler Amorelie aufgebaut und an Pro Sieben Sat 1 verkauft. Ende 2019 stieg sie als CEO aus. Mittlerweile ist Cramer als Business-Angel bei Starstrike Ventures und als Beiratsmitglied tätig. (Foto: Patrycia Lukas)

Das echte „Why“ finden: Fit sein für die zukünftigen Enkel*innen

Bei meinem Sportziel geht es mir nicht um den Bikini-Body. Ich werde Sportlerin, weil ich später mit meinen zukünftigen Enkel*innen auf dem Boden rumtollen möchte, so wie es heute meine Eltern mit meinen Kids tun. Als mein fast 70-jähriger Vater plötzlich fitter war als ich mit Anfang 30, habe ich gemerkt: Das kann nicht sein! Dieses „Warum“ treibt mich an.

Leverage finden: Den Wandel vom Soll zum Muss vollziehen

Als Fan des Coachingpapstes Tony Rob­bins glaube ich an das Konzept von Leverage. Das heißt, dass man mit Druck einen Hebel erzeugt. Für mich kam dieser Druck durch einen Kreuzbandriss Anfang Februar. Die Ärzt*innen haben mir klar gesagt, dass ich das Knie durch Sport, Physio und Disziplin wieder aufbauen muss. Wegen Corona konnte nicht operiert werden. Die Frage, was passieren würde, wenn ich keinen Sport mache, konnte ich plötzlich sehr klar beantworten. Der Druck – oder Leverage – war plötzlich da. Sich regelmäßig in Erinnerung zu rufen, was die negativen Konsequenzen von einem ungesunden Lebensstil sind, reicht auch.

Das „How“ designen: Arbeite mit dem Schweinehund, nicht gegen ihn

Ich habe mir eine kleine Sport-Routinen-Maschinerie gebaut: Die Laufschuhe stehen direkt am Hauseingang, die Fitness-Apps erinnern mich an meine Aktivitätsziele, und das Bike steht vor dem Schreibtisch – ich muss umständlich daran vorbei. Mit Freunden habe ich Sport-Challenges, die ich nicht verlieren will. So habe ich einen Prozess geschaffen, der es mir so schwer wie möglich macht, keinen Sport zu treiben. Und mir keine Ausreden bietet, warum Sport an diesem oder jenem Tag nicht machbar war.

Kurzfristige Rewards für langfristige Ziele schaffen

Das positive Ergebnis von kontinuierlichem Sport ist langfristig – kurzfristig gibt es Tage, an denen es keinen Spaß macht. Bloß ist es so wie Zähneputzen. Selbst wenn du mal einen ganzen Tag lang putzen würdest, hättest du keine langfristig gesunden, weißen Zähne. Es kommt auf die Kontinuität an. Deswegen streiche ich mir für den kurzfristigen Erfolg jeden Tag in meinem Sechs-Minuten-Tagebuch blau an, an dem ich meine Sportziele erreicht habe. Dieser kleine Haken gibt mir eine direkte Belohnung nach der getanen Sportsession. Diese „Instant Rewards“ sind laut Habit-Experte James Clear unglaublich wichtig, um dabeizubleiben.

Inspiration ist gut, aber jeder muss seinen eigenen Weg definieren

Mir ist klar, dass diese Optimierung der Gewohnheiten und das Durchdesignen von Plänen vor allem für mich funktionieren – es ist kein Patentrezept. Jeder hat seinen Weg. Wir kennen uns selbst am besten; wir müssen unser eigenes Why finden, unser individuelles How designen und uns auf die Weise belohnen, die uns Freude bringt. Um dann zu sehen, welcher Return on Invest das tägliche „1% besser“ langfristig bringen kann.

Freunde und Freundinnen, die neue Ausgabe ist da! Mit einem großen Titel-Dossier zum Thema Sport: in Zeiten, in denen Großveranstaltungen gestrichen werden, entdecken die Hersteller die Herde an Freizeitsportlern – und die werden in Corona-Zeiten immer mehr. Wie wollen Peloton, On Running und Under Armour diese neue Chance nutzen?
Außerdem: Say Say: Ein Anwalt kündigt seinen Job, um einen Hiphop-Radiosender aufzubauen. Blocksize Capital: Zwei junge Frankfurter wollen mittels Blockchain den Finanzmarkt komplett neu aufstellen. Max Siedentopf: unser Cover-Artist im großen Portrait mit Werkschau. Und wie immer vieles, vieles mehr.  Viel Spaß beim Lesen!

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