Green & Sustainability Dieses Unternehmen macht aus Bananenschalen Schnaps

Dieses Unternehmen macht aus Bananenschalen Schnaps

Die Spirituosenmarke Discarded Spirits will mit Zero-Waste-Produkten einen alten Markt erobern.

Erst kamen Drinks fast ohne Kalorien, dann die Spirituosen ohne Alkohol: Die Wachstumstrends auf der Theke haben offenbar nicht mehr ganz so viel mit dem hedonistischen Nachtleben der Vergangenheit zu tun.

Der nächste Treiber für Innovation könnte von Discarded Spirits mit Zero-Waste-Spirituosen stammen. Der Markenname erklärt die Idee: „Discarded“, zu Deutsch „ausrangiert“ oder „weggeworfen“, nutzt als Grundzutaten Teile von Lebensmitteln, die als Abfall im Kreislauf gelandet sind. Etwa Kaffeekirschen, die bei der Bohnenernte im Müll landen, Bananenschalen sowie Stiele und Kerne von Weintrauben. Sie geben bei Discarded Spirits Wermut, Rum und Wodka das nötige Aroma.

Durch Zufall zur Idee

Den Basisalkohol bildet eine Art Sherry, der bei der gewöhnlichen Whiskyproduktion die Fässer aromatisiert und danach weggeschüttet wird. Die Marke, die zum schottischen Unternehmen William Grant & Sons gehört, wurde in UK aufgebaut. Seit letztem Sommer ist Dis­car­ded Spirits auch in Bars in Deutschland vertreten.

Die Idee für die Produkte entstand durch Zufall: Joe Petch, Brand Ambassador des Whisky Monkey Shoulder, bekam von einem befreundeten Barista Kaffeekirschen zum Experimentieren. In seiner Freizeit stellt Petch nämlich eigenen Schnaps her. Er extrahierte die Früchte, mischte die Essenz mit Wermut und brachte dem Innovationsteam von William Grant & Sons den ersten Geschmacksprototyp. „Das Team wusste sofort, dass die Idee, aus Abfall etwas Genießbares zu schaffen, das Potenzial für eine neue Kategorie hatte“, sagt Sam Trevethyen, Global Brand Ambassador von Discarded Spirits.

Sam Trevethyen, Global Brand Ambassador bei Discarded Spirits. Foto: Discarded Spirits

Sechs Monate später gab es den Sweet Cascara Vermouth in zehn Bars in London, das erste Produkt der Marke. Zwar keine flächendeckende Verbreitung, aber eine bewusste Entscheidung, um die Marke durch Barkeeper bekannt zu machen. Expert:innen als authentische Testimonials: „Wermut ist eine echte Nische in der Bartender-Szene“, sagt Trevethyen.

Die Idee setzte sich durch: „Es gibt bei William Grant & Sons feste Bewertungsmaßstäbe, wie Marken in den verschiedenen Phasen performen müssen“, sagt Trevethyen. Die ersten Verkaufsdaten überzeugten, das Team durfte 2019 die zweite Sorte entwickeln – und die musste dann bitte einfach zu kommunizieren sein. „Unser erstes Produkt war kompliziert“, sagt Trevethyen. Fast niemand würde wissen, was sich hinter Cascara und Wermut verbirgt.

Völlig Banane Schnapsidee

Die Lösung? Ein Rum mit Bananengeschmack. Wie eine Banane schmeckt, dürften schließlich die meisten wissen. Als während der Pandemie das Bargeschäft stillstand, entwickelte das Team die dritte Spirituose und betrieb intern dafür Werbung. Man müsse ständig für das eigene Tun trommeln, sagt Trevethyen. Denn: „In den ersten drei bis sieben Jahren verdient man kein Geld mit einer neuen Marke.“

Das Team profitierte auch von der Zugehörigkeit zum Großunternehmen: Brennereien, erfahrener Vertrieb und sonstige Expert:innen waren von Beginn an vorhanden. „Wir hätten die Marke nicht gründen können, wenn wir ein unabhängiges Startup wären“, sagt er.

Neben der Rentabilität ist die weitere Produktentwicklung eine Herausforderung: Mag die Welt auch ein riesiges Problem mit Müll haben, an Abfälle in geeigneter Menge zu kommen war überraschend schwierig. Die Bananenschalen für den Rum etwa stammen von einem Aromahersteller aus den Niederlanden. Dort werden die Schalen dehydriert, gemahlen und dann weiterverwendet. Andere Schritte waren noch nervenaufreibender.

Egal: Trevethyen hätte als Nächstes gerne eine Spirituose aus Ananasschalen im Portfolio. Das sei aufgrund weiter Transportwege bislang nicht möglich. Denn die vertragen sich nicht mit Nachhaltigkeit – immerhin ein Grundpfeiler von Zero Waste.

Da ist das Ding! Dieses Mal dreht sich in unserem Dossier alles um das ewige Leben. Was geht bei KI, Kryotechnologie, Longevity und Brain-Uploads? Außerdem: Hollywoods Indie-Genie Todd Field über Cancel-Culture, ein Graf aus Bayern begeistert die Gen Z auf Tiktok mit Benimm-Videos und wir haben uns die Startupszene von Stockholm genauer angesehen. Viel Spaß beim Lesen! Hier gibt es das Magazin zum Bestellen.

Das könnte dich auch interessieren

Miele-Schock: Die Industrie steht in Flammen Green & Sustainability
Miele-Schock: Die Industrie steht in Flammen
Klimawandel: Haben wir bereits die 1,5-Grad-Grenze überschritten? Green & Sustainability
Klimawandel: Haben wir bereits die 1,5-Grad-Grenze überschritten?
„Beim Bauernprotest waren mehr Leute mit abgeschlossener Ausbildung, als Berlin jemals auf anderen Demonstrationen gesehen hat.“ Green & Sustainability
„Beim Bauernprotest waren mehr Leute mit abgeschlossener Ausbildung, als Berlin jemals auf anderen Demonstrationen gesehen hat.“
Kündigen fürs Klima: Was Unternehmen gegen Climate Quitting tun können Green & Sustainability
Kündigen fürs Klima: Was Unternehmen gegen Climate Quitting tun können
Oxfam-Bericht zeigt: Reiche verbrauchen 15-mal mehr CO2 als arme Menschen Green & Sustainability
Oxfam-Bericht zeigt: Reiche verbrauchen 15-mal mehr CO2 als arme Menschen