Life & Style Lachner-Kolumne: Mary, fuck, or kill?

Lachner-Kolumne: Mary, fuck, or kill?

"Ich mach 'ne App" reicht nicht, um Theresa Lachner zu bezirzen. Und Gary-Vee-Zitate beim Sex gehen auch gar nicht klar.

Nä, echt jetzt, du schreibst für Business Punk? Total cool, liegt bei mir auf dem Klo, hab ich natürlich im Abo!“ Mensch prima, Martin!

Für Martins wurde dieses freche Boutiquehotel hier in Wirklichkeit entwickelt. Nachdem die Zimmer pro Nacht mehr kosten als ein durchschnittlicher Künstlersozialkassenbeitrag im Monat, lässt sich die Kreativschickeria allerhöchstens mal zur Happy Hour blicken.

Finanziert wird das Ding von den Businessreisen der Martins dieser Welt. Der geübte Röntgenblick erkennt seine Spaßtätowierungen und die bunten Pringle-of-Scotland-Socken unter dem Boss-Anzug mindestens acht Kilometer gegen den Wind. Denn im Herzen ist Martin natürlich Rebell – auch wenn das in der Unternehmensberatung in Duisburg halt leider wirklich keinen so richtig interessiert.

Die Feierabendkifferei nimmt Überhand

Head of Consulting, steht auf Martins Visitenkarte, die er mir jetzt halb feierlich, halb ironisch an der Bar überreicht. „In Wirklichkeit wäre ich eigentlich lieber Head of Me, Myself and I, muss ich sagen. So richtig geil ist das nämlich unterm Strich auch nicht, die ganze Zeit Leute zu entlassen.“ Die Feierabendkifferei nimmt in letzter Zeit ein bisschen Überhand.

Aber zum Glück hat er da noch diese unglaublich innovative App-Idee in der Schublade … „Ich kann da jetzt natürlich noch nicht allzu viel drüber sagen, aber stell dir mal vor: Tinder für Autisten. Wo man die Emotionen anhand von Farbcodes gleich mitübermitteln kann. Die haben ja auch einfach mehr gemeinsame Interessen als so zum Beispiel jetzt mit anderen Leuten. Ich glaube, das ist wirklich ein unglaublicher Markt!“

Querdenker haben es halt schwer

Das Ding würde garantiert längst mega abgehen und Riesenumsätze generieren, wenn Martin da einfach mal mehr Zeit reinstecken könnte. „Bleibt bei meinem nervigen Anzugträgerjob halt leider zwangsläufig komplett auf der Strecke.“ Das mit dem frühen Aufstehen, wovon Gary Vee immer so redet, kriegt Martin im Moment leider auch noch nicht so gut hin.

„Vielleicht sollte ich vor dem Einschlafen nicht immer so lang in der Steve-Jobs-Biografie lesen, aber Querdenker wie wir haben es halt auch einfach schwer, sich an geregelte Tageszeiten zu halten. Aber scheiß drauf, gleich Montag sag ich’s meinen Kollegen im Büro: Dream big! Dein einziges Limit bist du! Na gut, Dienstag. Da ist der Chef auf Urlaub.“


Marry: Neulich im Entrepreneursworkshop prima Businesskonzept entwickelt, das man jetzt gleich auf Herz und Nieren prüfen könnte. Denksportaufgabe: „Sie haben 24 Stunden Zeit, um 500 Euro zu besorgen. Internet und Kreditkarten nicht erlaubt.“ Logisch: Ich werde professionelle Kuschlerin für ausgebrannte Geschäftsmänner. Mensch, du bist aber auch verspannt, Martin …

Fuck: Äh, nein, sorry – ich weiß, ich bin Sexkolumnistin und alles, aber auch ich habe Hard Limits: keine Gary-Vee-Zitate beim Sex. Nein. Nö. Sorry, nein!

Kill: Ach, mach dir nichts draus, Martin! Immerhin, für eine prima inspirierende Kolumne hat’s doch schon mal gereicht. Ganz liebe Grüße in Richtung Klo, keep hustling hard!

Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe 03/2017. Titelgeschichte: “Besser als Tindern. Mitgründerin Whitney Wolfe verließ Tinder im Streit. Jetzt bekämpft sie mit der Dating- und Networking-App Bumble Sexismus.“ Mehr Infos gibt es hier.

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