Life & Style Unser Kolumnist Peter Wittkamp hat eine Vision: Dreistundentag für alle

Unser Kolumnist Peter Wittkamp hat eine Vision: Dreistundentag für alle

Unser Kolumnist Peter Wittkamp hat eine Vision: Dreistundentag für alle. Geht natürlich nicht ohne Zwang.

Vor einiger Zeit war überall von einem Arbeitstag die Rede, der nur sechs Stunden umfassen sollte. Die Idee dabei ist folgende: Mitarbeiter sollen während der Arbeitszeit auf Zeitfresser wie soziale Netzwerke, ausgedehnte Mittagspausen oder eine halbe Stunde Small Talk am Kaffeeautomaten verzichten und müssen im Gegenzug eben nur sechs Stunden pro Tag erscheinen, in diesen aber fokussiert arbeiten. Das Ziel sind konzentrierte Mitarbeiter, die genau so viel wie in acht oder mehr Stunden schaffen, dabei aber mehr Freizeit genießen, weil um drei oder vier schon Feierabend ist. In Schweden wurden dazu einige Feldversuche gemacht, in Deutschland gibt es sogar ein Unternehmen, das nur von acht bis eins arbeiten lässt.

Aller guten Dinge sind drei

So weit, so gut, interessantes Modell. Mir aber geht es noch längst nicht weit genug! Der Verzicht auf Trödeleien wie Mittagspause oder „Candy Crush“ auf dem Klo ist ein guter Anfang – aber es geht noch effektiver.

Mein Vorschlag: der Dreistundentag! Also halb so viel wie der Sechsstundentag. Viele Mitarbeiter in Behörden werden sich denken: „Was, so lange arbeiten?“ – alle anderen fragen sich eher: „Wie soll das denn gehen?“

Ganz einfach. Wir nehmen die Erkenntnisse des Sechsstundentags und lassen von neun Uhr bis drei Uhr nachmittags arbeiten. Zusätzlich verzichten wir dann nicht nur auf die oben geschilderten offensichtlichen Zeitfresser, sondern eliminieren auch alles, was darüber hinaus Zeit kostet. Vor allem: schusseliges Verhalten von Mitarbeitern.

Kapo fürs Büro

Dazu gibt es in jedem Büro einen neuen Mitarbeiter: den Drei-Stunden-Inspektor. So eine Art Feelgood-Manager in streng. Er überwacht alle anderen Mitarbeiter und schreitet sofort ein, wenn einer der Kollegen zu viel Zeit verbraucht, und zeigt ihm, wie es besser geht. Freundlich, aber bestimmt. Hier einige Beispiele:

Kollegen, die immer das ganze Büro plus ihre Katze in cc setzen? Ein Fall für den Drei-Stunden-Inspektor!

Mitarbeiter, die nicht wissen, dass man statt der Maus Shortcuts zum Kopieren und Einfügen nutzen kann? Ein Fall für den Drei-Stunden-Inspektor!

Mitarbeiter, die nicht wissen, dass man überhaupt kopieren und einfügen kann? Erst recht ein Fall für den Drei-Stunden-Inspektor!

Mitarbeiter, die einen so chaotischen Schreibtisch haben, dass sie 50 Prozent ihrer Zeit mit dem Suchen von Unterlagen oder ihrer Kaffeetasse verbrauchen? Sie ahnen es!

Aber wie sieht das in der Praxis aus? Nehmen wir einen Kollegen, der sich erst wohlfühlt, wenn seine Präsentationen für Meetings mindestens 100 Folien vorweisen.

Wie ein Schiedsrichter bei einem Foul im Strafraum schreitet sofort der Drei-Stunden-Inspektor ein und kürzt ihm alle unwichtigen Folien aus der Präsentation. Sagen wir auf 15. Schon haben alle Beteiligten eine Menge Zeit eingespart.

Push it to the limits!

Überhaupt Meetings. Alle Meetings müssen dem Drei-Stunden-Inspektor vorgelegt und von ihm freigegeben werden. Doch er erlaubt nur solche, die wirklich wichtigen Zwecken dienen. Also zum Beispiel „Dringendes Meeting zur Abwendung des Firmenkonkurses plus Besprechung des Brands im Dachgeschoss“. Die anderen, also circa 95 Prozent aller Meetings, werden gar nicht erst erlaubt.

Nach meinen Berechnungen müsste mit diesen Maßnahmen der Dreistundentag locker erreichbar sein. Wenn man sich dann noch auf die generelle Abschaffung von E-Mails und Microsofts Excel einigen könnte, muss der 1,5-Stunden-Tag keine Utopie bleiben. Vom 1,5-Stunden-Tag ist es dann nun wirklich nicht mehr weit zum Einstundentag vom Homeoffice aus. Und wenn man mal ehrlich ist: Für nur eine Stunde Arbeit seine kostbare Freizeit unterbrechen lohnt sich dann auch nicht mehr.

Mehr Texte von Peter Wittkamp auf Business Punk gibt es hier.


Der Text stammt aus unserer aktuellen Ausgabe 04/18. Darin widmen wir uns ausführlich neuen Trends in der HR-Branche. Cover-Story: Ex-StudiVZ-Chef Michael Brehm. Der will Menschen von KI coachen lassen, damit Bots sie nicht abhängen. Außerdem: Eine Stadt im Weltraum, der Coworking-Gigant Wework im Optimierungswahn und ein Dossier zum Thema HR. Mehr Infos gibt es hier.

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