Life & Style Abenteuer Roadtrip: Eine Porsche-App will die Leidenschaft am Fahren retten

Abenteuer Roadtrip: Eine Porsche-App will die Leidenschaft am Fahren retten

In Zeiten der Digitalisierung wird Mobilität zur reinen Dienstleistung. Die App Porsche Road Trip will die Leidenschaft am Fahren retten.

Niemand, der heute in einer Metropole lebt, braucht ein Auto. Also zumindest kein eigenes mehr. Denn an jeder Ecke steht ein Fahrzeug der immer zahlreicheren Carsharing-Anbieter bereit, das nächste Taxi, Uber oder Ridepooling-Shuttle ist nur einen App-Aufruf entfernt. Alle großen Hersteller investieren derzeit in ihre eigene Disruption, um vom untergangsgeweihten Blechbieger möglichst schnell zum Mobilitätsdienstleister der Zukunft zu werden. Volkswagen zum Beispiel, das den Trend erst verschlief und nun mit seiner Shuttle-Tochter Moia und dem Leih-E-Auto-Netzwerk We Share gleich zwei neue Businessmodelle unter eigenständigen Marken vorantreibt. Irgendwas wird schon hängen bleiben.

Wo aber bleibt in der neuen Welt der digitalisierten Mobilität ein Hersteller wie Porsche? Die Fahrzeuge der Volkswagen-Konzerntochter sind zu teuer in Herstellung und Betrieb, um damit ein konkurrenzfähiges Carsharing-Netzwerk aufzubauen. Und eigentlich ja eh viel zu sportlich für den Stadtverkehr.

Natürlich lassen die Stuttgarter es deswegen nicht bleiben mit der Digitalisierung. Sie interpretierten sie nur anders: Ende 2018 launchte Porsche Digital eine Roadtrip-App, die nach eigenen Angaben von 4 500 Leuten installiert wurde und seitdem täglich von 200 Menschen benutzt wird. Direkt nach dem Start habe man viel positives Feedback erhalten, User schickten Ideen und Verbesserungsvorschläge. „Das Thema Roadtrip trifft einen Punkt“, sagt Tobias Kardach, der die App als Product Owner bei Porsche Digital betreut. Dabei war das am Anfang gar nicht klar. Denn Ausgangspunkt für die Entwicklung war keine große Kundenbefragung oder Marktanalyse, auch nicht das Bestreben, eine App für Porsche-Fahrer anzubieten, sondern der Wunsch, einen digitalen Service zu entwickeln, der auf dem Thema „Emotionalität des Fahrerlebnisses“ aufsetzt. Von dort war es dann auch kein allzu weiter Sprung mehr zum Thema Road­trip. Schnell lernten Kardach und seine Leute, dass es bislang kein digitales Tool gibt, um eine Ausfahrt zu planen. Sie entschieden, diese Lücke zu schließen. Und so kümmert sich bei Porsche Digital nun ein zwischen München und dem Silicon Valley aufgeteiltes, rund ein Dutzend Mitarbeiter starkes Team um eine App für Menschen mit Freude am Rumfahren – egal welcher Hersteller das Auto gebaut hat, in dem sie gerade unterwegs sind.

Currywurst im 911er

Zum Launch Ende November umfasste die App „Porsche Road Trip“ einen Katalog von 50 Routenvorschlägen inklusive Tipps für Aussichtspunkte, Hotels und Res­tau­rants am Straßenrand. Natürlich müssen die zur Kundschaft wie zur Absendermarke passen und werden darum kuratiert. Es soll für jeden was dabei sein, aber das Niveau muss stimmen. „Die sehr gut bewertete Currywurstbude wollen wir nicht ausschließen“, sagt Kardach „aber eine schlechte Hamburgerbude zeigen wir nicht an.“ Über Partnerschaften mit Booking.com und Opentable können viele der gefeatureten Unterkünfte und Lokale direkt gebucht beziehungsweise reserviert werden, wenn der Nutzer die entsprechenden Apps auf dem Handy hat.

Quelle: roadtrip.porsche.com

„Porsche Road Trip“ beschränkt sich bewusst auf die Themen Inspiration und die simple Weiterleitung von Reservierungen. „Wir sind kein Reiseveranstalter, wir vereinfachen nur die Reiseplanung“, sagt Kardach. Aber natürlich hätte man auch über ein komplexeres Businessmodell nachgedacht. Alles zu seiner Zeit. Den nächsten Meilenstein markiert erst einmal der bald anstehende Marktstart des neuen 911ers. Die Roadtrip-App wird ab Werk ins Bord-Entertainmentsystem des Sportwagens integriert sein und der Fahrer die Möglichkeit haben, auf dem Smartphone geplante Touren ins Fahrzeug zu überspielen. Nach der Premiere im Flaggschiff sollen weitere Modelle folgen. „Wir hätten es natürlich am liebsten, dass die App in alle Fahrzeuge integriert wird“, sagt Kardach. Doch dem stehen zunächst einmal ganz praktische Probleme entgegen. Die Vielzahl der Systeme würde einen markenweiten Rollout zu aufwendig und teuer werden lassen.

Für Kardach geht es vorerst eh um viel grundlegendere Sachen. Er will die User der App kennenlernen, will verstehen, welche Bedürfnisse die Zielgruppe hat, die er als sehr digital-affin und mehrheitlich zwischen Anfang 30 und Mitte 40 umreißt. Was er jetzt schon abschätzen kann: dass die App Potenzial hat. „Das Thema individuelle Reise wächst, vor allem in einer Zielgruppe, die etwas jünger ist“, sagt Kardach. Gut möglich also, dass Porsche die App eines Tages doch noch mit einem komplexeren Businessmodell unterfüttert. Wer weiß, vielleicht kommt selbst der Luxushersteller am Ende doch noch zu seiner eigenen Ridesharing-Plattform.

Unsere aktuelle Ausgabe ist ein echter Moonshot: In der Titel-Story erklärt der japanische E-Commerce-Unternehmer und Milliardär Yusaku Maezawa, warum er mit Elon Musk zum Mond fliegen wird – und gleich sämtliche Tickets für die Reise ins All gekauft hat. Außerdem gibt es ein ganzes Dossier zum Thema „Future City“. Darin besuchen wir eine Gruppe aus Architekten, Tüftlern und Gründern, die in Rotterdam gerade ein halbverottetes Spaßbad saniert und ausprobiert haben und zeigen, wie man alte Häuser neu und anders nutzen kann, statt sie abzureißen. Entsteht dort gerade ein Modell für den Stadtumbau der Zukunft? Für mehr Infos hier entlang.

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