Leadership & Karriere Warum Mallorcas Hauptstadt ideal für Startups ist

Warum Mallorcas Hauptstadt ideal für Startups ist

Adios, Barcelona

Mit Habitissimo hat Ber einen echten Global Player geschaffen. Wie gesagt: Für die ganze spanischsprachige Welt (und Brasilien) vermittelt Habitissimo von der Ferieninsel aus Handwerker. Ber ist weit gekommen, dafür, dass er sich vor zehn Jahren bloß mal über einen Rohrbruch in seiner Wohnung in Barcelona geärgert hatte, für den er partout zeitnah keinen Fachmann ranholen konnte.

Mitten im spanischen Bauboom erlebte er die Mutter aller Warum-muss-mir-das-passieren?-Probleme. „Und als der Handwerker dann kam, dachte ich, dass es schon seltsam ist: Da lässt man jemanden in seine privaten Gemächer, und man hat keinerlei Informationen über den.“ Das war zur goldenen Zeit von Yelp und Qype, als die Welt auf die Idee kam, alles und jeden zu bewerten und gegebenenfalls gute Arbeit mit einer Online-Weiterempfehlung zu honorieren.

Ber holte 20.000 Euro Erspartes ran und machte sich an die Arbeit. Ergebnis: erster Platz im Inkubator-Wettbewerb – und dann eben die Flucht auf die Insel.

In den letzten Jahren hatte Ber immer wieder Angebote für sein Unternehmen. Etwa die Amerikaner von Home Advisor, die expandieren wollten. Da waren die M&A-Gespräche schon weit fortgeschritten, „aber dann hatten die ein Rebranding und haben uns wohl ein bisschen vergessen“. Ber sieht nicht so aus, als würde ihn das ärgern.

Tänzer für Sales

Jedenfalls sitzt er jetzt hier mit seinem internationalen Team. Neun Länder werden bedient, zwei Drittel der Mitarbeiter von Habitissimo sind im Callcenter beschäftigt, ein Drittel als Entwickler. Ber sagt: „Es ist so bunt gemischt hier, und wer einmal auf der Insel ist und sie mag, der will eigentlich nicht mehr weg.“

Er erinnert sich, dass sein Team für Brasilien ursprünglich aus Leuten bestand, die Tänzer in den Clubs auf der Insel waren. „Die hatten eigentlich nur ein Künstlervisum, jetzt machen die für uns Sales und Kundenbetreuung.“ Die Entwickler hingegen kommen direkt von der Uni Palma, die nur ein paar Meter vom Parc Bit entfernt ist. „Klar haben wir hier weniger Auswahl an Techtalent“, sagt Ber, „es ist immer eine Herausforderung, gute Leute zu finden. Aber der Wettbewerb um die Leute ist eben auch weniger intensiv.“

Damit die Leute zu Habitissimo kommen und auch dort bleiben, hat Ber – dicker Großstadt-Move – neulich eine Chief Happiness Officer eingestellt: Lidia. Die ist eigentlich Psychologin und sagt, dass aus HR eher eine Reparaturwerkstatt für angeknackste Mitarbeiter geworden sei. Sie will stattdessen präventiv arbeiten. Wie? Jeden Tag wird über eine App die Happiness gemessen. „Und wir feiern viel“, sagt sie. Lieber viele kleine Partys als im Jahr eine große. „Immer hier auf Mallorca. Auch das Oktoberfest.“

Vor zwei Jahren hat Ber Habitissimo dann doch noch verkauft. An die Engländer von Homeserve, „eine Offline-Company, der aufgefallen ist, dass sie online sein müsste“, wie er sagt. Das Management ist komplett geblieben, die Kultur, sagt Ber, auch. Und niemand in England ist auf die Idee gekommen, Habitissimo von Mallorca wegzuholen.

Mallorca oder Las Vegas?

Wenn man sich in die Techszene der Insel vorarbeitet, kommt man auf einen nicht ganz abwegigen Vergleich: Las Vegas. Auch das bietet die sonderbare Dualität zwischen einerseits hemmungslosem Vergnügungsort und andererseits sterilem Testlabor, wo das Entertainment der Zukunft neu erfunden und direkt in vivo ausprobiert wird.

So wie man dort der Horde ausflippbereiter Wüstenstadtbesucher immer abgeschottetere Orte, immer buntere Fassaden und immer süchtiger machende Geräte bietet, baut man in Palma an digitalen Dienstleistungen, die das Hotelgewerbe nur zu gerne integriert. So sollen auf Jahre hinaus immer effizienter mehr und mehr Touristen an die Standorte gelockt werden. Vier der sieben weltgrößten Hotelketten sitzen auf Mallorca. Das ist eine riesige Chance. Da muss man nur mal Carlos Moncho fragen.

Seite 2 / 5
Vorherige Seite Nächste Seite

Das könnte dich auch interessieren

Mangelnde Produktivität im Home Office: Einsamkeit ist der wahre Grund Leadership & Karriere
Mangelnde Produktivität im Home Office: Einsamkeit ist der wahre Grund
Unbeliebte Formulierungen in Stellenanzeigen: Wie Unternehmen potenzielle Talente abschrecken Leadership & Karriere
Unbeliebte Formulierungen in Stellenanzeigen: Wie Unternehmen potenzielle Talente abschrecken
Mental Health am Arbeitsplatz – Warum Arbeitgebende endlich handeln müssen Leadership & Karriere
Mental Health am Arbeitsplatz – Warum Arbeitgebende endlich handeln müssen
Die 10 Must-have Eigenschaften für erfolgreiche Gründerinnen und Gründer Leadership & Karriere
Die 10 Must-have Eigenschaften für erfolgreiche Gründerinnen und Gründer
Homeoffice und Karriere – Chancen und Risiken im Berufsleben Leadership & Karriere
Homeoffice und Karriere – Chancen und Risiken im Berufsleben