Leadership & Karriere Edge Technologies: Computer aus Holz, Glas und Beton

Edge Technologies: Computer aus Holz, Glas und Beton

Neubauprojekte sind Klimakiller. Wie es besser geht, zeigt Edge Technologies aus Amsterdam, wo man die umweltschonendsten Bürogebäude der Welt plant.

Coen van Oostrom, ein hochgewachsener Niederländer Ende 40 in Jeans und hochgekrempeltem weißem Hemd, sitzt in einem kleinen Konferenzraum seiner Firma Edge Technologies und nippt an einem Kaffee. Nachdem er ein paar Krümel Studentenfutter hinterhergeworfen hat, sagt er: „40 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes kommen von Gebäuden. Das ist mehr als von der Logistik, mehr als von Flugzeugen, mehr als von allem anderen.“ In Zeiten des Klimawandels hat die Immobilienbranche also ein gewaltiges Problem.

Van Oostrom ist einer der wenigen, die dieses Problem öffentlich thematisieren und aktiv angehen. Mit Edge Technologies hat er sich auf die Entwicklung von Hightech-Bürogebäuden spezialisiert, die vor allem die Umwelt entlasten sollen, aber auch versprechen, gesünder für die Mitarbeiter zu sein und sich positiv auf deren Produktivität und Motivation auszuwirken.

Ursprünglich war der Niederländer recht unbedarft, was das Thema Umweltschutz anging. Van Oostrom sagt: „Ich war kein Treehugger und auch kein Green-peace–Mitglied.“ Nach seinem Wirtschaftsstudium gründete der damals 27-Jährige 1997 in Rotterdam die Bauentwicklungsfirma OVG Real Estate. Welche Verantwortung auf seiner Branche lastet, erkannte van Oostrom, als er 2007 Al Gore kennenlernte. Bei einem Roundtable appellierte der ehemalige US–Vizepräsident und Aktivist an van Oostrom und ein Dutzend andere niederländische Geschäftsleute. Er sagte: Regierungen und NGOs können zwar Aufmerksamkeit für den Klimawandel schaffen, aber einzig Unternehmer können das Problem lösen, indem sie ihre Produkte anpassen. Zurück im Büro, rief van Oostrom ein paar Mitarbeiter zu sich und sagte: „Leute, wir befassen uns jetzt mit dem Thema Nachhaltigkeit.“

Wenn von nachhaltigen Gebäuden die Rede ist, bedeutet das, umweltschonend zu bauen und im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ein Minimum an Ressourcen zu verschwenden. Per Definition gehören noch soziale Standards und wirtschaftliche Effizienz dazu. Van Oostrom geht es jedoch vor allem um den Schutz des Planeten.

Das erste Projekt, bei dem sich OVG Real Estate an dem Sustainability-Thema ausprobierte, war der eigene Firmensitz in Rotterdam. Es wurde das erste klima-neu-trale Gebäude der Niederlande, das heißt, es verbraucht nur so viel Energie, wie es über das Jahr selbst produziert. Zur Eröffnung 2008 kam Bill Clinton persönlich – was natürlich für Aufmerksamkeit sorgte. „Von da an wussten alle: Wenn du ein nachhaltiges Gebäude willst, musst du zu OVG Real Estate gehen“, sagt van Oostrom.

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