Life & Style Diese beiden Rapper produzieren das kürzeste Album ever – wieso?

Diese beiden Rapper produzieren das kürzeste Album ever – wieso?

Schon mal was von „Snackable Content“ gehört? Nein? Konsumiert aber mit Sicherheit. „Snackable Content“ ist nichts anderes, als all das, was wir uns auf Social Media zu Gemüte führen: Inhalte mit einer Dauer von 15 Sekunden.

Nicht nur die eigenen To-Do-Listen müssen da um unsere Aufmerksamkeit buhlen, sondern auch Marketing-Profis. Jägermeister hat sich der 15-Sekunden-Herausforderungen angenommen und mit den beiden Deutschrappern Summer Cem und KC Rebell ein Album produziert. Um genauer zu sein: das kürzeste Album ever.

Es heißt „Fnfzhn“. Jeder Song dauert 15 Sekunden. Das Album hat 13 Titel. Kurzum gerechnet: Das ganze Album hat eine Hördauer von etwas mehr als drei Minuten. Dazu noch ein Musikvideo. Fertig.

Fun Fact: Den Rekord für das kürzeste veröffentlichte Musikstück liegt bei 1,36 Sekunden, heißt „You Suffer“ stammt von der englischen Band Napalm Death aus dem Jahr 1987 und schaffte es ins Guinness Buch der Rekorde.

Den Trend auf die Spitze treiben

Doch warum transferiert man „Snackable Content“ auf die Musikbranche? Hört man Lieder nicht eher zu Ende und fühlt sie mit einer selbst einstudierten Performance? Ein Grund dafür basiert auf Fakten. Die vielen Informations- und Entertainmentangebote führen dazu, dass die Aufmerksamkeit sinkt.

Eine Studie von Microsoft stellte schon vor sechs Jahren fest, dass sich Menschen schlechter auf eine Sache konzentrieren können als ein Goldfisch – nämlich acht Sekunden. Da will man nicht wissen, wo das Konzentrations-Niveau im Schnitt heute liegt. Was? Jemand redet in der Instagram-Story drei Slides über das gleiche Thema? Weg.

Der andere Grund liegt bei Jägermeister selbst. Kathleen Schiedt, Head of Marketing bei Jägermeister Deutschland, begründet die Marketing-Aktion damit, man habe den „Trend“ zu knappen Inhalten weitergedacht. „Wie kurz kann ein Song sein, um sich noch wie Musik anzufühlen?“, fragt sie. Das wollte man mit den beiden Künstler herausfinden.

©Jägermeister

Wieso sich Jägermeister für das Experiment ausgerechnet für die Hip-Hop-Szene entschieden hat – und nicht etwa für Metal-Musik – ist durch die Marken-DNA begründet, die sich das Unternehmen zuschreibt. Jägermeister selbst möchte als Marke Teil dieser Subkultur sein, die für Unternehmen großes Marketingpotential hat und ein aktueller Hype ist.

Mit der Idee hat die Spirituosen-Marke die beiden Rapper offensichtlich abgeholt. Auch sie hatten Lust, den „Trend von immer kürzeren Songs auf die Spitze zu treiben“ und etwas zu „wagen, was bisher noch niemand gemacht hat“, wie uns Hüseyin Kökseçen aka KC Rebell mitteilt.

Nicht so einfach wie es klingt

Schaut man sich die dazugehörige Behind-The-Scenes-Doku an, wird klar: Eine musikalische Message in 15 Sekunden zu verpacken, ist handwerkliche Kunst. Ins Tonstudio gehen, der Kreativität freien Lauf lassen, kurz mal ein paar Lines droppen und fertig ist der neue Hit – schön wär’s.

„Der größte Fuckup-Moment war eigentlich schon am ersten Tag.“

Hüseyin Kökseçen aka KC Rebell

„Wir dachten, dass wird ganz easy und wir werden bestimmt drei bis fünf Songs an dem Tag aufnehmen. Aber nix da. Wir haben keinen einzigen Song zustande bekommen und schnell gemerkt, dass wir erstmal ein gutes Konzept auf die Beine stellen müssen, damit das Ganze Album am Ende auch Sinn macht“, schreibt uns Kökseçen.

©Jägermeister

Tatsächlich haben die beiden Rapper es hinbekommen, eine Album-Struktur zu schaffen. Eine Struktur, die einen Tagesablauf nachahmt. Wer genau hinhört, merkt auch, wann ein Song beginnt und aufhört. Fängt es mit Vollgas am Morgen an, endet es mit Gagen zählen am Abend und Schlafen gehen. Passend dazu wird der Sound smooth.

„Der geilste Moment für mich war, als wir Summers und meine Lyrics mit den Beats von Ghana und Geenaro zusammengebracht haben“, so Kökseçen. Das war für uns der erste Meilenstein während des Experiments, weil es uns ein erstes Gefühl gegeben hat, wie sich das finale Album am Ende anhört.“

Kein musikalischer Trash

Das was man da von Summer Cem und KC Rebell geliefert bekommt, entspricht genau ihrem Sound. Es ist aber eben auch eine Marketing-Stunt. Dennoch: musikalisch ist „FNFZHN“ laut der Youtube-Kommentare besser als das gemeinsame Album „Maximum III“ von Summer Cem und KC Rebell.

Summer Cem. ©Jägermeister

Fans wollen die Songs in „voller Länge“, sprich in gewohnter Länge. Schließlich sind die 15 Sekunden die volle Länge, sie sind keine Song-Snippets. Die Tracks kommen also an. Die Aktion scheint ein Erfolg zu sein. Und in noch etwas sind sich die Fans in den Youtube-Kommentaren einig: „Summer ohne Autotune ist so krass“.

15 Sekunden pro Song – ein neuer Trend?

Manche der Kommentare auf Youtube unter dem Video fordern nochmal ein derart kurzes Album. Das wird in nächster Zeit jedoch eher nicht passieren. Zumindest nicht, wenn es nach KC Rebell geht. „Ich werde definitiv meine Alben weiterhin so produzieren, wie ich es bisher auch gemacht habe und die bestehen in der Regel aus Songs, die länger als 15 Sekunden sind. Während des Experiments dachte ich mir auch manchmal – „lass doch einen „normalen“ Song draus machen und nicht nur einen 15-Sekunden-Track“, teilt uns Kökseçen schriftlich mit.

„Wenn man schon eine gute Story hat, will man auch die Zeit haben sie weiter zu erzählen und nicht auf ein paar Sekunden runter brechen. Ich würde es aber grundsätzlich nicht ausschließen, noch mal einen Short Track zu produzieren, wenn es einfach zu meiner Idee passt und ich Bock darauf habe.“

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