Innovation & Future Digitale Räume: Wie kulturelle Events ins Internet verlagert werden

Digitale Räume: Wie kulturelle Events ins Internet verlagert werden

Warum Digitalität bleibt, auch wenn wir uns wieder treffen können

Auch über den Zeitraum der Pandemie hinaus können diese Formate bestehen bleiben, denn Streams sollen nicht als „Ersatz für Kulturorte dienen, sondern vielmehr eine Bereicherung der Kulturlandschaft sein“ meint Harnes. „Unser Fokus bei United We Stream liegt darauf, diese Plattform weiterzuentwickeln und zu innovieren, um die Vision einer besseren, diversen Welt zu verwirklichen, in der Kunst und Kultur als system- und ‚freude-relevant‘ anerkannt werden.“

Was den digitalen Raum zusätzlich besonders auszeichnet: Es gibt keine Türsteher:innen, die ein bestimmtes Publikum auswählen und keine Einschränkungen aufgrund des Standorts des Besuchers: Menschen auf der ganzen Welt können an den Kulturproduktionen teilnehmen. Um Kultur in den digitalen Raum zu heben, brauche es aber ein solides Grundwissen seitens der Kulturschaffenden, betont Harnes. Hierfür müssen die Möglichkeiten für Erfahrungsaustausch und Netzwerken und die Verknüpfung zu anderen Branchen ausgebaut werden.

Diese strukturellen Bedingungen zu verstärken und auszubauen hat sich United We Stream zur Aufgabe gemacht. Sie generieren nachhaltige, strategische Partnerschaften mit verschiedenen Verbänden und möchten branchenübergreifende Allianzen entstehen lassen. Aus der Spendenkampagne entstand ein Verein, der Sichtbarkeit für Clubkultur global schafft. In naher Zukunft entsteht daraus eine GmbH, um gemeinnützig und wirtschaftlich agieren zu können, berichtet Harnes. „Durch die nachhaltige, strategische Verknüpfung von Partnerschaften zwischen United We Stream, den Orten und Akteur:innen der Clubkultur mit Stakeholder:innen aus Wirtschaft und Gesellschaft entsteht ein neues Format einer Kulturplattform.“ So schließt sich ebenfalls die Gründung einer Global Association an.

Quelle: United We Stream Jascha Müller-Guthof

United We Stream ist auf dem besten Weg aus einer Solidaritätsaktion ein tragfähiges Geschäftsmodell zu machen. Der Verein sah Möglichkeiten, wo es vorher keine gab und nutzte die unvorhergesehenen Ereignisse. Schaut man auf die Geschichte der Clubkultur, hat das Besetzen von neuen Räumen, um darin kreativ zu sein, schon lange Tradition. Auch der Vorstand des u-instituts für unternehmerisches Denken und Handeln e.V., Ideengeber und Initiator der Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten Deutschland, Christoph Backes betont, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft dazu prädestiniert sei, ungenutzte Räume zu erobern und zu eröffnen: „Kreative wollen in Leerstände hinein und diese mit Leben füllen. Wenn das nicht analog geht, dann eben digital. Und durch das Digitale gehen die Chance der Neueröffnung ins Unendliche.“

Hybride Events mit Garamantis

Digitale Räume erobern auch die Kultur- und Kreativpiloten Garamantis. Sie entwickeln interaktive Installationen, mobile Anwendungen und Multi-Touch-Lösungen für Unternehmen und Institutionen. Dabei steht immer der kreative und unkomplizierte Umgang mit neuen Technologien im Vordergrund. Die Expertise des Teams liegt besonders im Bereich der hybriden Events – also Veranstaltungen, die gleichzeitig analog und digital stattfinden und eine direkte Interaktion zwischen allen Teilnehmer:innen ermöglichen. So haben sie beispielsweise zum Tag der deutschen Einheit 2020 die Einheits-Expo gestaltet. Zu diesem Anlass konnten alle Bürger:innen Kunstwerke in Form von Bildern, Videos und Audios einreichen. Diese wurden dann nicht nur vor Ort, sondern zusätzlich auch in einer 3D-Welt ausgestellt, die Garamantis konzipierte.

„So konnten viel mehr Kunstwerke gezeigt und erklärt werden, als das analog möglich gewesen wäre“, erzählt Andreas Köster, Head of Communications bei Garamantis. Zusätzlich wurde das analoge Event live in der 3D-Welt gestreamt, um eine Verknüpfung herzustellen. An diesen Schnittstellen zu arbeiten und Menschen sowohl analog als auch digital zusammenzubringen, sei für Garamantis sehr spannend. „Was aus unserer Sicht besonders wertvoll ist bei digitalen Veranstaltungen, ist das neugierige Erkunden der Besucher:innen und das zufällige Begegnen und Austauschen zwischen ihnen. Das ist ein essenzieller Bestandteil jeder Veranstaltung und kann bei einer klassischen Videokonferenz nicht erreicht werden“, so Andreas Köster.

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