Leadership & Karriere Jan Frodeno: „Ich hatte nie das Verlangen nach Absicherung“

Jan Frodeno: „Ich hatte nie das Verlangen nach Absicherung“

Du hast mit dem klassischen Triathlon gestartet und bist dann zur Ironman-Distanz übergegangen. Woher kam die Motivation, dich selbst noch einmal neu herauszufordern?

Die meisten Leute empfinden den Ironman irgendwie härter oder extremer als den olympischen Triathlon. Aber der olympische Triathlon ist von der Intensität viel höher. Bei mir ist es so gewesen, dass ich nach den Spielen 2008 einfach keinen Bock mehr hatte. Ich habe mich ziellos dahin gequält. Ich musste erstmal lernen, mir ein eigenes Ziel zu definieren, weil mein erstes Ziel mir mehr oder weniger in die Wiege gelegt wurde.

Dann hat es nochmal vier Jahre gedauert, bis ich den Mut gefasst habe, um überhaupt mal nach Hawaii zu fahren und mir diesen Triathlon anzuschauen. Es ist schon das Wimbledon in unserer Sportart. Du kannst Olympiasieger oder Weltmeister sein, das heißt aber noch lange nicht, dass sich dieser Erfolg überträgt, weil es eine komplett andere Disziplin ist. Die Herausforderung hat mich fasziniert. Deswegen war das dann der einzige konsequente Schritt, zu sagen: Ich probiere es mit neuen Wegen.

Woher nimmst du die Motivation für den Sport auf Dinge wie zu viel Süßigkeiten oder Alkohol zu verzichten? Ist das für dich überhaupt ein Verzicht?

Ganz und gar nicht. Ich habe das während meiner olympischen Phase als Verzicht gesehen. Da war meine Motivation aber auch Ruhm und Kohle machen. Das hat sich relativ schlagartig geändert. Die Motivation ist jetzt eine ganz andere und dementsprechend ist es für mich auch kein Verzicht.

Ich trinke gerne ab und zu mal ein Bierchen oder auch ein Glas Wein, bin aber durch meine sportliche Form relativ schnell bedient. Ich ernähre mich sehr ausgewogen und mir schmeckt die Ernährung. Dementsprechend habe ich gerade jetzt eigentlich immer eher das Privileg vor Augen. Mal abgesehen von ewig viel Zeit mit meinen Kids, die ich gerne aufbringen würde.

Du bist 2016 das erste Mal Vater geworden. Wie hat dich das denn verändert? Wie hat das deine Motivation und deine Ziele geändert?

Das hat insofern meine Perspektive geändert, dass es definitiv die schönste Nebensache der Welt ist, Sport zu treiben. Den Morgen vor der Weltmeisterschaft 2016 habe ich auf Hawaii mit meinem kleinen Sohn verbracht. Da habe ich gemerkt: Dem ist es sowas von egal, was morgen passiert. Im krassen Gegensatz dazu stand die Außenwelt, die von mir den Sieg voll und ganz erwartet hat. Das Rennen war eigentlich schon gelaufen, bevor es überhaupt angefangen hat.

Das war so eine skurrile Situation, weil es auch in der Vorbereitung lange nicht so klar war, wie es einem nachgesagt wurde. Mein Sohn hat mir in dem Moment sehr viel Druck genommen und einen schönen Ausgleich geschaffen, um von dem ganzen Hype abzuschalten.

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