Personal Finance Börse meets Social Media: Wie Finfluencer:innen das Trading der Gen Z befeuern

Börse meets Social Media: Wie Finfluencer:innen das Trading der Gen Z befeuern

Ein Gastbeitrag von Benjamin Bilski

Gewinnspiele, Erklärvideos, lustige Memes und Aktien-Watchlisten: Seit einiger Zeit ergänzen Finanzinfluencer:innen die Instagram-Welt der Beautyvideos und Reisefotos. Dabei bieten sie ganz zielgruppengerecht das volle Programm der unterhaltsam-amüsanten Formate – inklusive Sponsoring durch Finanzfirmen, Neobroker und Goldhändler.

Instagram gibt es seit mehr als zehn Jahren. Es ist erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis „Finfluencer:innen“ sie als ihr Terrain entdeckt haben. Jetzt spielen sie alle Social-Media-Funktionen aus und legen mitunter ihre hunderttausend Euro schweren Anlagekonten und Tagesgewinne offen. Klar, dass sie mit diesem Stil und der (vermeintlichen) Offenheit den Nerv der Generation Y und Z treffen – der Hauptzielgruppe der Neobroker:innen und Finanzapps, über die dann idealerweise die Aktien und Kryptowährungen gekauft werden sollen.

Über Geld spricht man

Gerade die Generation bis 35 Jahre spricht offener über Geld, teilt Erfahrungswerte und tauscht sich aus. Und sie hat während der Pandemie viel Zeit und eben Geld gehabt, sich endlich auch für Aktien & Co. zu interessieren. Sie informieren sich nun genauso gewissenhaft, wie ihre Eltern, nur dass sie nicht die Aktientipps gängiger Leitmedien studieren, sondern über den Tellerrand hinausschauen.

Besonders junge und überwiegend unerfahrener Anleger:innen brauchen jedoch Anker und Orientierung, um sich zurechtzufinden und so vor hohen Verlusten geschützt zu werden. Sie dürfen sich daher auch nicht von reinen Erfolgsstorys und Kursgewinnen leiten lassen, die Zufälle sind, und sich so nicht auf Knopfdruck wiederholen lassen.

Oder sogar schiere Manipulationen darstellen, wie wir es mit der Plattform Reddit, die nun selbst an die Börse will und zuletzt mit zehn Milliarden Dollar bewertet wurde, und der Gamestop-Aktie Anfang 2021 erlebt haben. Die grundsätzlichen Mechanismen dort sind sehr zu begrüßen, nicht aber zweifelhafte und intransparente Kommunikation. Zumal auf den dortigen Foren, etwa WallStreetBets, wie bei vielen Social-Media-Kanälen üblich, die Leute überwiegend anonym unterwegs sind.

Finanztipps gehen viral

Finanzfirmen aller Art haben sich lange damit schwergetan, junge Leute zu erreichen. Nun sind die Finfluencer:innen ohne ihr Zutun auf den Plan getreten. Doch sogleich haben Neobroker:innen und Finanzplattformen die Chance beim Schopf ergriffen und sind mit ihnen Kooperationen eingegangen. Für bunte Postings, Aktientipps und Visual Statements werden sie nun bezahlt. Kein Wunder, denn sie bringen die Story am besten zu den Kund:innen – eben zielgruppengerecht, auch auf Tiktok.

Wir sollten uns aber daran erinnern: Influencer:innen, sofern sie es nicht als Hobby betreiben, üben damit einen Beruf aus, durchaus Vollzeit und mit einem Team im Hintergrund. Sie verdienen also ihr Geld durch gesponsorte Tipps, Affiliate Marketing oder gar Marketingberatung für Finanzfirmen. Einmal mehr macht es in dieser Branche die USA vor, mit Finfluencer:innen, die weit über eine halbe Million Dollar pro Jahr einnehmen. Sie teilen wertvolles Wissen und Erkenntnisse. Follower:innen können dann direkt von ihrer Expertise profitieren.

Trading-Apps führen alles zusammen – bis zur Super-App

Die Tradingplattformen selbst spielen in diesem Kommunikationsuniversum natürlich eine zentrale Rolle. Schließlich bieten sie alles aus einer Hand: Handel und Informationsaustausch, idealerweise als Social-Trading-App, in denen „Vorbildbroker:innen“ ebenso tausende Follower:innen haben, die wiederum die Trades ihrer Idole kopieren. Sie offerieren damit nicht nur ein Produkt, sondern einen kompletten Rahmen – nun ergänzt durch Finfluencer:innen auf unabhängigen Plattformen.

Dabei steht den Finanz-Apps eine Konsolidierung bevor, vergleichbar mit der Mobilitybranche. Auch hier haben sich Super-Apps wie FreeNow langfristig gegenüber Anbietern für jeweils eine Sparte durchgesetzt.

Auf die Finanzbranche übertragen heißt es, dass Social-Trading, Investieren, der Handel mit Aktien und Kryptowährungen und Zahlungen in einer Anwendung zusammengefasst werden – eine fantastische Benutzererfahrung, wenn all die Dienste nur einen Wisch entfernt sind und über eine einzige App laufen. Inklusive Finfluencer:innen, die zeigen, wie es geht und welche Aktie man wann kaufen soll.

Dennoch muss man festhalten: Finfluencer:innen hin oder her, eine Garantie, dass die Aktieneinkäufe erfolgreich sind, gibt es nie. Es basiert auf eigenem Risiko.

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