Productivity & New Work 420 und Cannabislegalisierung: Rassismus und der Drogenkonsum

420 und Cannabislegalisierung: Rassismus und der Drogenkonsum

Der 20.04. ist ein bekannter Tag für Cannabiskonsument:innen. Der Code 420 oder „four twenty“ dient als Erkennungsmerkmal untereinander. Diese Zahlenkombination kann sowohl auf das Datum 20.04. bezogen werden, als auch auf die Uhrzeit 16:20 Uhr. Die Diskussion über eine mögliche Legalisierung wird auch in Deutschland immer weiter vorangetrieben. Die Kriminalisierung unterschiedlicher Drogen hat jedoch historische und gesellschaftliche Gründe. Kiffen ist also nicht bloßer Drogenkonsum, sondern ist genau genommen sehr politisch aufgeladen.

Kolonialistische Wurzeln der Drogen-Stigmatisierung

Der Konsum bestimmter Drogen war nicht immer illegal, Deutschland zählte eine Zeit lang sogar zu den größten Kokainproduzenten der Welt, heißt es in einer Doku des SWR. Produkte wie Opium, Heroin und Kokain galten als Arzneimittel und wurden in Apotheken verkauft.

Ein Beispiel für die kolonialistisch beeinflusste Stigmatisierung von Drogen sind die Philippinen, 1898 bis 1946 Kolonie der USA. Dort konnte sich die Bevölkerung das Opium legal besorgen, die damaligen Kolonialherren waren der Meinung, dass diese Droge die Menschen faul und ungehemmt mache. Opium wurde zunächst auf den Philippinen verboten, dann in Südostasien und schließlich weltweit. Das gab den Startschuss für weitere Verbote verschiedener Drogen weltweit.

Die Idee, dass das Verbot dieser Droge zu einem Rückgang des Opiumkonsums auf den Philippinen führen würde, war übrigens ein Trugschluss. Mit dem Verbot stiegen die Zahlen und das Opium fand auf andere Weise seinen Weg ins Land. Durch das Verbot wurde also nicht nur anti-asiatischer Rassismus gefördert, sondern auch die Kontrolle erschwert. Kommt uns bekannt vor, oder?

Was Cannabis mit Rassismus zu tun hat

Die Stigmatisierung von Cannabis geht Hand in Hand mit vorherrschenden rassistischen Strukturen. Das Thema ist sehr vielfältig und hat auch auf unsere heutige Drogenpolitik einen Einfluss. Wir haben vier Fakten zu dem Thema zusammengefasst:

  • In den 1930er wurde Cannabis in den USA als Droge Schwarzer Menschen und Mexikanner:innen inszeniert, da es sie angeblich gewalttätig mache würde. Der Propagandafilm „Reefer Madness“ sollte die Gefahren der Droge aufzeigen.
  • Harry Anslinger, der Chef des damaligen „Bureau of Nacrotics“ in den USA, heizte die Idee an, dass der Marihuana -Konsum eng mit krimineller Energie oder Faulheit zusammenhänge. Unter anderem wurden Dossiers über Schwarze, kiffende und Jazz-spielende Menschen angelegt, um diese zu verfolgen.
  • Cannabiskonsum in Südafrika wurde von den weißen Kolonialherren abgelehnt, das Verbot diente in diesem Fall auch der Stigmatisierung eines Kulturgutes.
  • War on Drugs: Das Harper Magazin veröffentlichte 2016 einige Aussagen von John Ehrlichman, einem wichtigen innenpolitischen Berater Nixons, die eine Grundproblematik aufzeigen, unter anderem: „Wir wussten, dass wir es nicht illegal machen konnten gegen den Krieg zu sein oder Schwarz zu sein, aber indem wir die Öffentlichkeit dazu brachten Hippies mit Marijuana und Schwarze mit Heroin zu assoziieren und dies zu kriminalisieren, konnten wir diese Communities auseinander reißen.“

Übrigens: Diese Fakten wirken, als hätten sie wenig mit Deutschland und der Drogenpolitik hierzulande zu tun. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass viele dieser Stigmatisierungen auch hierzulande greifen und die USA einen erheblichen Einfluss auf politische Grundpfeiler des 20. Jahrhunderts hatten.

Wenn Unternehmen sich positionieren

Der bekannte Speiseeishersteller Ben & Jerry’s positioniert sich in der Debatte um die Cannabislegalisierung in den USA und fordert die eigenen Follower:innen zum Unterzeichnen einer Petition auf. Mit dem Slogan „Legalizing Cannabis without Justice is Half Baked!“ wirbt die Petition und positioniert sich pro Legalisierung und Entkriminalisierung des Konsums.

Das Unternehmen macht darauf aufmerksam, dass die Stigmatisierung des Cannabiskonsums auch mit einer rassistischen Dimension zusammenhängt. „Ist euch schon einmal aufgefallen, dass die meisten Menschen die mit dem Verkauf von legalisierten Cannabis Gewinn machen, weiß sind?“, heißt es in dem Video.

Dass gerade Ben & Jerry’s sich hier so stark positioniert, ist bemerkenswert und mit Sicherheit auch ein intelligenter Marketing-Move. Zum Einen weil sich rassifizierte Nutzer:innen gehört fühlen, zum anderen weil es den Anstoß zur Information gibt. Und wer davor ohnehin Pro-Legalisierung war, wird weiter an die Marke gebunden. Doch braucht es wirklich ein Unternehmen, um dieses grundlegende Problem anzusprechen?

Dürfen Unternehmen bei dem Thema chillen?

Die Problematik hinter der Stigmatisierung des Cannabiskonsums ist, wie so vieles, deutlich komplexer und weitgreifender als es auf den ersten Blick scheint. Nichtsdestotrotz ist es positiv zu bemerken das der Speiseeishersteller Ben & Jerry’s den 420 nutzt, um auf eine zentrale Problematik aufmerksam zu machen. Unternehmen, die in Zukunft von einer möglichen Cannabislegalisierung profitieren, müssen sich dieser Dynamiken im klaren sein und sich fragen, inwieweit sie sich positionieren wollen. Wer profitiert, wer wird stigmatisiert? – Das bleibt die Frage.

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