Innovation & Future Waterlight will mit Salzwasser erzeugtes Licht dorthin bringen, wo es keinen Strom gibt

Waterlight will mit Salzwasser erzeugtes Licht dorthin bringen, wo es keinen Strom gibt

Die Geschichte von E-Dina beginnt mit einem Argentinier, der – von seinem Heimatland enttäuscht – nach Kolumbien kam. Antonio Ramírez Muraca ist ein ergrauter, stoppelbärtiger 65-Jähriger, der eine Neugierde hat, die sonst nur ein Kleinkind aufbringt. Grenzenlos, ungestüm, regelfrei.

Der Hauptsitz von E-Dina, in der industriellen Freihandelszone von Bucaramanga, ist gleichzeitig seine Werkstatt. Hinter einem silberfarbenen Garagentor eröffnet sich eine Welt, wie Daniel Düsentrieb sie sich nicht besser hätte ausdenken können: Eine Heißklebepistole liegt neben Drahtspulen auf der Ablage. Plastikrohre bedecken die Borde von deckenhohen Regalen. Ein Lötkolben und unzählige blau und rot verkleidete Stromkabel sind gedankenlos in einer Ecke übereinander gestapelt worden. Und in der Mitte, auf einem Tisch: mehrere Dutzend unfertige Exemplare von Waterlight. Zwischendrin wuselt Ramírez hin und her.

Foto: Julian Walter für BUSINESS PUNK

„Argentinien hat mich eingeschränkt“, sagt er. Das Erdölunternehmen, bei dem er als Chef-Elektroingenieur gearbeitet habe, habe keinen Raum gegeben, um sich auszuprobieren. Also kündigte er. Als er in Argentinien eigene Projekte entwickelte und sie präsentierte, habe aber niemand an ihn geglaubt. Und dennoch, so erzählt er, habe die argentinische Politik versucht, ihn davon zu überzeugen, für den Staat zu arbeiten. Was er damit genau meint, lässt Ramírez im Unklaren. Trotzdem, beharrt er, sei dies der entscheidende Grund gewesen, weshalb er sich unwohl gefühlt habe. „Wichtige Fortschritte sollten nicht einem Staat gehören.“

Und so ging Ramírez nach Kolumbien, wo er Menschen traf, die sofort an ihn glaubten. Zum Beispiel Pinzón: „Ein Freund hat mir ein Video von Antonio gezeigt, in dem er mit einem elektromagnetischen Motor einen Bohrer betreibt. Ich hatte so was noch nie gesehen und wollte sofort Teil dieser Entwicklung sein.“ 2015 gründeten die beiden mit zwei Mitstreitern E-Dina. Das eigentliche Ziel: innovative und nachhaltige Motoren zur Marktreife bringen, die Energie für ganze Häuser liefern können.

Drei Cannes-Löwen, aber kein Geld

Doch die Entwicklung sei zu teuer gewesen. „Wir brauchten ein kleineres Projekt, das uns Investitionen einbringt“, sagt Pinzón. Und Ramírez lieferte. Ein Erlebnis in Chile, sagt Ramírez, habe ihn inspiriert: Nach einem Erdbeben dort habe er nachts die Schreie der Kinder gehört, die ihre Eltern suchten. „Nach so einem Erdbeben funktioniert nichts mehr“, sagt Ramírez. „Und wenn du dann eine Lampe hast, um dein Kind zu finden, oder etwas Strom, um dein Telefon zu laden, ist das eine große Erleichterung.“

Also entwickelte er den Prototyp der Waterlight. Eine Lampe, in der durch zwei Metallstäbe und die Hinzugabe von Salzwasser elektrischer Strom entsteht. Im Inneren der Lampe sind zwei Metalle befestigt – wenn Salzwasser in die Lampe gegeben wird, entsteht ein elektrischer Stromkreis, der eine LED-Leuchte und einen USB-Ausgang versorgt.

Die Technik ist nicht neu. Ramirez hat aber, wie er selbst sagt, durch den Einsatz besserer Materialien die Einsatzdauer der Lampe gesteigert. Mit einem halben Liter Salzwasser funktioniert die Lampe nun bis zu 45 Tage. Und sie ist nicht einmal auf Salzwasser angewiesen, etwa wenn man tatsächlich durch ein Erdbeben verschüttet sei – statt Salzwasser könne man auch den eigenen Urin in die Lampe füllen, sagt Ramírez. Nach etwa zwei bis drei Jahren muss das Metall im Inneren der Lampe ausgetauscht werden.

Um das ganze Projekt aber erst einmal etwas bekannter zu machen, beauftragte E-Dina die Werbefirma Wunderman Thompson, ein Imagevideo über die Lampe zu drehen. Eben das Video, in dem die Wayúu mit der Lampe zu sehen sind und das Aufmerksamkeit brachte. Bloß Investoren für die Produktion der Lampe haben noch nicht angebissen: „Wir haben drei Löwen, aber kein Geld“, sagt Marketingchef Pinzón. Er lacht jetzt etwas hilflos. „Das ist schon verrückt.“

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