Life & Style Nina von Blond im Job-Interview: „Übertreiben ist nicht direktes Lügen“

Nina von Blond im Job-Interview: „Übertreiben ist nicht direktes Lügen“

Bewerbungsgespräche sind nie leichtMan präsentiert sich selbst auf dem Silbertablett und sitzt unbekannten Menschen gegenüber, die genau prüfen, ob man zum Team und Unternehmen passt. Dabei dreht sich alles um die richtigen Fragen – und die können manchmal echt abwegig sein. Die perfekte Ausgangslage für Business Punk, um bekannte Persönlichkeiten zum Bewerbungsgespräch einzuladen. Weil wir natürlich super woke sind, duzen wir.

Heute sprechen wir mit Nina Kummer, Musikerin der feministischen Pop-Band Blond. Vor zwei Jahren erschien ihr erstes Album „Martini Sprite“, weiter Singles folgten. Erst vor kurzem kündigte die Band ihre Tour 2023 an. Berufserfahrung ist also vorhanden.

Nina, wie viele Bewerbungsgespräche hattest du bereits? 

Das ist mein erstes Bewerbungsgespräch in dieser Form. Als kleines Mädchen wollte ich mal bei einem Musikmagazin mitmachen und die Typen, die da waren, wollten von mir wissen, wo ich mich in zehn Jahren sehe. Das war ein bisschen schräg. 

Wieso?

Die haben ordentlich mit Fragen aufgetischt, obwohl ich bei einem lockeren Format mitmachen wollte. Ich dachte, ich gehe da hin und wir quatschen über Musik. Aber die haben das Gespräch so geführt, als hätte ich mich bei der IHK beworben und nicht bei einem Musikmagazin. Deswegen bin ich traumatisiert von Standardfragen.

Dann machen wir mal mit keiner klassischen Standardfrage hier weiter: Was wäre der Titel deiner Autobiografie?

Da würde ich jetzt mal philosophisch rangehen und einen Spruch als Buchtitel nehmen: „Leben ist Schmacht haben.”

Schmacht haben? Was ist damit gemeint?

Man sagt das, wenn man lange nicht geraucht hat zum Beispiel. Dann hat man Schmachter. So ähnlich wie Bock haben, nur verbunden mit Sehnsucht. 

Okay. Ich notiere schon mal: Macht Raucherpausen. Du hast mit Blond in diesem Jahr den Preis für Popkultur für euer Hörbuch der sexualisierten Gewalt in der Kategorie  „Schönste Geschichte“ bekommen. Was sind Preise in einer Welt von Downloads heutzutage noch wert? 

Dieser Preis im Speziellen hat mir viel bedeutet. 69 Menschen haben ihre Erfahrungen zum Thema sexualisierte Gewalt geschildert. Wir haben ihn in dem Moment stellvertretend für alle Betroffenen entgegen genommen, weil wir uns wünschen, dass sie gehört werden. Denn ein Preis bedeutet immer Aufmerksamkeit. 

Wie wichtig ist dir die politische Einstellung im Job?

Wir wurden in Chemnitz sehr früh politisiert und waren schon mit 13 auf Gegendemos zu allem möglichen. Wenn man kann, dann muss man laut sein. Das zieht sich bis in unsere Arbeit in die Band rein. 

Gilt das auch für das Büro?

Ja. Neutralität ist für mich keine Haltung. Vor allem nicht in Zeiten wie diesen. Raushalten ist keine Option. Wir leben alle zusammen auf der Welt. Du kannst dich nur entziehen, wenn du privilegiert bist und es dich nichts angehen muss. Aber gerade dann solltest du dich einsetzen.

Du machst gemeinsam mit deiner Schwester Lotta den Podcast „Da muss man dabei gewesen sein“. Darin sagt ihr, dass man sich eure Geschichten ausleihen kann, damit man etwas zum Erzählen hat. Wie viel darf man schwindeln, um sich selbst interessanter zu machen? 

Kommt auf den Kontext an. Wenn die Geschichte gut ist, darf auch eine Lüge drin sein. Mir als Zuhörerin ist es egal, ob 40.000 Mäuse aus einem Loch kamen oder nur eine. Da klingt das Erste besser. Da geht es aber auch um Unterhalten. Ich finde aber, übertreiben ist immer gut. Übertreiben ist nicht direktes Lügen. 

Gilt das auch für den Lebenslauf?

Ja, klar. Klassische Lebensläufe sind eh nicht aussagekräftig. Ich bin auch Fan von Quereinstiegen. Ich finde es viel geiler, wenn man Sachen macht, die man nicht in der Uni gelernt hat und sich da reinfuchst.

Mit wem würdest du gerne mal Essen gehen?

Kader Loth. Das ist bestimmt witzig und man kann sich ein paar Sprüche abschauen. 

Welche Aufgaben priorisierst du an einem stressigen Arbeitstag?

Wasser oder Tee trinken. 

Welche drei Sachen kann man mit einem Kugelschreiber machen außer schreiben?

Man kann im Videocall einen Trick machen, bei dem es so aussieht, als würde man sich den Kugelschreiber in die Nase schieben. Man hält ihn zuerst schräg und dann immer gerader. So wirkt er in der Optik kürzer. Damit kann man im Büro Leute unterhalten. 

Das Zweite ist einen Dutt machen und Nummer drei ist Getränke umrühren. 

Was denken Menschen fälschlicherweise über dich? 

Menschen denken ganz oft, dass es unangenehm sei, nach Fotos zu fragen. Sie denken immer, dass sie stören. Wir freuen uns aber immer. Aber ich kann das komplett nachvollziehen. Ich war dieses Jahr auf einer Maskottchenparade in Chemnitz und wollte ein Foto mit einem Maskottchen machen und bin plötzlich richtig schüchtern geworden und wollte nicht stören, obwohl das Maskottchen offensichtlich dafür da war, dass man Fotos mit ihm macht. 

Maskottchenparade? Was hast du denn noch für Hobbies?

Ich fahre gerne an Orte, die ein bisschen absurd sind. Ich gehe zum Beispiel gerne in Museen, die sich auf eine Nische spezialisiert haben, ein Naturalienkabinett oder so. Absurde Orte sind für mich Realsatire. Ich mag den Witz daran. Ich kann den Dinopark in Bautzen empfehlen, da hat jemand seine ganz eigene Technik Dinos zu bauen. Der hat zuerst seinen Vorgarten damit ausgestellt, dann hat die Stadt einen Park daraus gemacht. 

Danke, wir melden uns bei dir.

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