Innovation & Future Präzise Übersetzungen für den Papst und Selenskyj: Die Schweizer von Vidby bauen mit KI das Next-Level-Tool 

Präzise Übersetzungen für den Papst und Selenskyj: Die Schweizer von Vidby bauen mit KI das Next-Level-Tool 

Klassiker in jedem Beitrag über KI: Was ist mit den Jobs, die die Technologie gefährdet? Die Antwort ist immer dieselbe: Sehr standardisierte Tätigkeiten können automatisiert werden. Aber wenn es um Feinheiten geht, um Einschätzungen von Zwischentönen, dann wird es für die Maschine noch zu kompliziert. Oder wie es der Bundesverband der Übersetzer kürzlich mitteilte: „Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der Entwicklung von durch sogenannte ,künstliche Intelligenz‘ unterstützten Anwendungen entstehen vielfältige neue Berufsbilder …“ 

Moment, klingt ein wenig bürokratisch, oder? Den ganzen Text der bedrohten Zunft haben wir deswegen von ChatGPT umformulieren lassen. Und zwar so, wie es ein begeistertes Kind erklären würde. Bitte schön: „Hey, weißt du was mega cool ist? Mit der ganzen Computersache passieren jetzt voll viele neue Sachen! Es gibt so coole Jobs, bei denen Leute mit ,künstlicher Intelligenz‘ arbeiten. Die machen richtig krass viele neue Sachen möglich! Zum Beispiel können speziell ausgebildete Übersetzer und Dolmetscher jetzt mega viel machen. Die wissen total viel über das Übersetzen von verschiedenen Sprachen und können auch richtig gute Computerprogramme nutzen, um ihre Arbeit zu unterstützen.“ 

Klingt doch gleich nach dem besten Job der Welt. Und damit wäre das Verhältnis von KI und Menschen ganz gut definiert: In der Form kann KI helfen, für den Standpunkt wird es immer menschliche Intelligenz brauchen. 

Konovalov findet die Angst vor KI übertrieben. „Sie können jeden Buchhalter fragen, der vor 20 Jahren gearbeitet hat und gerade mit der Implementierung und Automatisierung der Buchhaltung begonnen hat. Sie alle dachten und sprachen darüber, dass wir arbeitslos bleiben werden, dass die Automatisierung uns alle ersetzen wird und wir alle entlassen werden. Und jetzt sind 20 Jahre vergangen, und wir haben die Ergebnisse des Buchhalters um ein Vielfaches erhöht.“ Wie gesagt, auch hier wieder der Originaltext aus dem Übersetzer. Fehlerlos. Allerdings auch kein Meisterstück der Rhetorik. 

Wenn Vidby Übersetzungsgenauigkeit von an die 100 Prozent verspricht, dann geht das auch nur mit dem Extrapaket. Und das beinhaltet den menschlichen Blick. Kunden müssen sich überlegen, wie viel Qualität sie wollen. Reicht eine Annäherung? Oder braucht es eine präzise, auf das Publikum abgestimmte Übersetzung? Im Herbst soll zudem ein Tool zur Live-Übersetzung kommen, zum Beispiel für Konferenzen. 

Ein Herz für Züritüütsch 

Übrigens ist es Konovalov wichtig, da eine Sache klarzustellen: „Journalisten verwenden sehr oft den Begriff, dass solche Technologien, die wir herstellen, Sprachbarrieren abbauen.“ Es gehe aber um das Gegenteil. „Was wir tun, trägt dazu bei, die sprachliche Vielfalt in der Welt zu bewahren, da jeder Mensch in seiner eigenen Sprache mit der ganzen Welt kommunizieren kann.“ Klingt vielleicht erst mal ein bisschen pathetisch. Aber Konovalov hat recht: Nationalsprachen sind ja nichts Natürliches. Dass alle Menschen von Bayern bis Bremen einander einigermaßen verstehen, das hat damit zu tun, dass ihnen das in der Schule eingetrichtert wird. Eine gemeinsame Sprache ist fast so etwas wie die Programmieranleitung dafür, dass Wirtschaft und Politik im, sagen wir mal so, Computersystem Staat funktionieren. Das ist aber mit der Unterdrückung von allen Sprachen verbunden, die nicht dem entsprechen, was eben gerade als Standardvariante deklariert wird. 

Die Schweizer können ein Lied davon singen. Konovalov berichtet von seinem Sohn, der vier Sprachen perfekt spreche. Das ist nichts für alle. „Für mich ist es zum Beispiel einfacher, Mathematik, Physik, die exakten Wissenschaften zu lernen“, sagt er. Aber dass ihr das hier auf Deutsch lest, ist das Werk von Einsen und Nullen. 

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