Leadership & Karriere Die unsichtbare Bedrohung: Warum Unternehmen bei psychischer Gesundheit versagen

Die unsichtbare Bedrohung: Warum Unternehmen bei psychischer Gesundheit versagen

Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Verbesserung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz

Angesichts dieser Herausforderungen ist ein umfassendes und proaktives Handeln vonseiten der Unternehmen gefragt. Die folgenden Ansätze skizzieren einen Weg, wie Organisationen nicht nur die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden schützen, sondern auch eine resiliente, produktive und zukunftsfähige Arbeitskultur fördern können.

1. Etablierung eines integrativen Gesundheitsmanagements

Um ein integratives Gesundheitsmanagement erfolgreich zu etablieren, sollten Unternehmen zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme durchführen, um die spezifischen Bedürfnisse und Risiken ihrer Belegschaft zu identifizieren. Basierend auf diesen Erkenntnissen können maßgeschneiderte Präventions- und Interventionsprogramme entwickelt werden, die sowohl psychische als auch physische Aspekte der Gesundheit abdecken. Wichtig ist die Einrichtung eines vertrauensvollen Rahmens, in dem Mitarbeitende sich bei psychischen Belastungen ohne Angst vor Stigmatisierung melden können.

Umsetzungsbeispiel: Ein mittelständisches Unternehmen führt regelmäßige Gesundheitstage durch, bei denen neben klassischen Gesundheitschecks auch Workshops zu Stressmanagement und Achtsamkeit angeboten werden. Zusätzlich wird eine interne Beratungsstelle eingerichtet, an die sich Mitarbeitende anonym wenden können, um Unterstützung bei psychischen Belastungen zu erhalten.

2. Förderung von Führungskompetenzen im Bereich der mentalen Gesundheit

Die Schulung von Führungskräften in Erster Hilfe für psychische Gesundheit ist ein wichtiger Schritt, um ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Darüber hinaus sollten Führungskräfte in empathischer Kommunikation, Konfliktlösung und im Erkennen von Frühwarnzeichen psychischer Belastungen geschult werden. Ziel sollte es hierbei sein, eine Kultur der Offenheit und Unterstützung zu fördern, in der sich Mitarbeitende wohlfühlen, über ihre Belastungen zu sprechen.

Umsetzungsbeispiel: Ein großes IT-Unternehmen bietet spezielle Workshops für Führungskräfte an, in denen sie lernen, Signale für psychische Erkrankungen bei ihren Teammitgliedern zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Zudem werden regelmäßige Coaching-Sessions für Führungskräfte angeboten, in denen sie den Umgang mit eigenen Stressfaktoren reflektieren und verbessern können.

3. Schaffung flexibler und unterstützender Arbeitsbedingungen

Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten sind wichtige Faktoren, um die Work-Life-Balance zu verbessern und psychischen Belastungen vorzubeugen. Unternehmen sollten diese Optionen aktiv anbieten und durch entsprechende Richtlinien (z. B. in Form einer Betriebsvereinbarung) unterstützen. Darüber hinaus ist es wichtig, Strukturen zu schaffen, die eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit fördern, um Überarbeitung und Burnout zu vermeiden.

Umsetzungsbeispiel: Ein Beratungsunternehmen führt eine „Flex-Time“-Policy ein, die es Mitarbeitenden erlaubt, ihre Arbeitszeiten innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen frei zu wählen. Zusätzlich werden „Quiet Zones“ im Büro eingerichtet, die ein ungestörtes Arbeiten ermöglichen, und regelmäßige Team-Events fördern den sozialen Zusammenhalt.

4. Stärkung der Unternehmenskultur

Eine offene und unterstützende Unternehmenskultur ist entscheidend, um die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern. Unternehmen sollten aktiv Maßnahmen ergreifen, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und Stigmatisierung entgegenzuwirken. Regelmäßige Informationskampagnen, die Einbindung aller Hierarchieebenen und die Förderung eines offenen Dialogs sind hierbei Schlüsselkomponenten.

Umsetzungsbeispiel: Ein Produktionsbetrieb startet eine monatliche Informationsreihe zur mentalen Gesundheit, in der Experten eingeladen werden, über verschiedene Themen zu sprechen und Fragen zu beantworten. Zudem wird ein Mentorenprogramm etabliert, das neuen und bestehenden Mitarbeitenden Unterstützung bei der Bewältigung von Arbeitsplatzherausforderungen bietet.

5. Investition in Bildung und Prävention

Die kontinuierliche Weiterbildung der Belegschaft zu Themen wie Stressmanagement, Resilienz und gesunder Lebensführung ist ein wichtiger Baustein präventiver Gesundheitsförderung. Unternehmen können hierfür Workshops, Seminare und digitale Lernplattformen nutzen, um Mitarbeitenden das nötige Wissen und Werkzeuge an die Hand zu geben, ihre mentale Gesundheit aktiv zu fördern.

Umsetzungsbeispiel: Ein Einzelhandelskonzern entwickelt eine digitale Lernplattform, auf der Mitarbeitende Zugang zu Kursen und Ressourcen zu Themen wie Stressbewältigung, Achtsamkeit und gesunder Ernährung haben. Regelmäßige Challenges und Gruppenaktivitäten fördern dabei die Teilnahme und Umsetzung im Alltag.

Schlussfolgerung

Angesichts der steigenden psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ist es unerlässlich, dass Unternehmen aktiv werden, um die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen. In meiner beruflichen Tätigkeit im Bereich der Unternehmensberatung, einem Sektor, der häufig durch intensive Arbeitsphasen und hohe Leistungsanforderungen charakterisiert ist, habe ich die kritische Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Arbeit und persönlichem Wohlbefinden kennengelernt. Ein Schlüsselelement für den Erfolg in diesem anspruchsvollen Umfeld ist für mich ganz klar die Verfügbarkeit eines offenen und unterstützenden Arbeitsumfeldes, in dem ein transparenter Dialog gefördert wird. Die Fähigkeit eines Unternehmens, Räume für offene Kommunikation zu schaffen und angemessene Unterstützungsstrukturen bereitzustellen, ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Mitarbeitergesundheit und -produktivität.

Diese Maßnahmen sind nicht nur ethisch geboten, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Sie tragen dazu bei, die Arbeitszufriedenheit und Produktivität zu steigern und machen das Unternehmen insgesamt resilienter und zukunftsfähiger. Es macht einen wesentlichen Unterschied, sich am Arbeitsplatz unterstützt und verstanden zu fühlen. Kurz gesagt, die Förderung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz ist eine Investition, die sich für alle Beteiligten auszahlt.

Literatur:

DAK https://www.dak.de/dak/bundesthemen/krankenstand-erneuter-anstieg-der-psych-fehltage-2634222.html#/ (2023)

Die forschenden Pharmaunternehmen (vfa) (2024) https://www.vfa.de/de/wirtschaft-politik/macroscope/macroscope-hoher-krankenstand-drueckt-deutschland-in-die-rezession

Institut für betriebliche Gesundheitsberatung (2023) https://www.tk.de/resource/blob/2145756/3005523ae7a54b38cbdd7445021cdb11/studie–whatsnext-2023-data.pdf

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