Productivity & New Work Mobbing im Unternehmen: Darum schweigen die Chefs

Mobbing im Unternehmen: Darum schweigen die Chefs

Mobbing passiert nicht immer heimlich und versteckt. Auch offen und direkt wird in vielen Unternehmen diskriminiert, runtergemacht und vernachlässigt. Oftmals steht man dann als Gemobbter auf verlorenem Posten – besonders, wenn die Chef-Etage nichts davon hören will. „Mobbing, bei uns? Das kann nicht sein.“
Warum so viele Vorgesetzte lieber die Augen davor verschließen als den Angestellten zu helfen und welche Gründe es für das Mobbing geben kann, haben wir im Gespräch mit der Mobbingberaterin Monika Hirsch-Sprätz herausgefunden.

Mobbing ist in vielen Unternehmen kein Fremdwort. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für Mobbing seitens Kollegen?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Von Kollegenseite kann es Neid sein, Missgunst oder eigener Frust. Auch Konkurrenz kann eine Rolle spielen oder rein die Andersartigkeit von Kolleg*innen. Manchmal reicht es schon aus, wenn jemand neu in eine bestehende Gruppe kommt, andere Ideen mitbringt und so eingefahrene Gruppenstrukturen durch seine Präsenz stört.

Und wenn der Chef mobbt?

Gründe von Vorgesetzten, Mitarbeiter*innen top down zu schikanieren und zu mobben, können sein: Machtmissbrauch, Sympathie und Antipathie, eigene Führungsschwäche. Möglicherweise auch eine narzisstische und cholerische Persönlichkeit, Überforderung bei Konfliktklärungen, oder wenn Mitarbeiter*innen fachlich versierter sind und damit eine Gefahr für den Chef-Posten darstellen.

Viele Chefs schweigen Mobbing aber auch einfach tot. Warum?

Die meisten Chefs sind nicht in Führungsthemen wie z.B. Konfliktmanagement geschult, noch nicht einmal in konstruktiver Mitarbeiterführung. Das bedeutet, es wird häufig einfach weggesehen. Je länger ein Konflikt ausgesessen wird, umso hilfloser, verdrängter oder autoritärer wird die Führungskraft reagieren. Auch die Scham bei Chefs, mit der Situation nicht klarzukommen, aber keinen Gesichtsverlust erleiden zu wollen, lässt den Kopf in den Sand stecken. Es wird alles unternommen, die Situation zu deckeln oder die eigentlich leidtragende Person als Unruhestifter in den Mittelpunkt von Sanktionen zu stellen. Mobbing totzuschweigen zeugt von der eigenen Unfähigkeit, ist aber meist der bequemste Weg für Vorgesetzte.

Also geht es dabei auch um die eigene Bequemlichkeit?

Teilweise durchaus. Mitarbeiter*innen, die ihr Beschwerderecht bei Mobbing wahrnehmen, werden als unbequem, störend und nervend erlebt. Für die Führungskraft ist es dann einfacher, sich von den Mobbern manipulieren zu lassen, als einer einzelnen Person Glauben zu schenken. Zudem kann man sich von einem Beschwerdeführer allein schneller trennen. Das erspart dem Vorgesetzten Zeit, rechtliche Auseinandersetzungen und weitere personelle Konsequenzen. Was den Chefs meist aber nicht bewusst ist: Damit machen sie Mobbing in ihrem Team salonfähig.

Was sind Einwände, die ein Chef gegen die Beweislage des Mobbings vorbringen könnte?

Vorgesetzte können sagen, dass man zu empfindlich sei. Dass es in der Arbeitswelt nun mal rauer zuginge und man sich ein dickeres Fell zulegen müsse. Auch fehlender Humor, fehlende Anpassungsfähigkeit oder Sozialkompetenz – oder gar die psychische Instabilität wird eingeworfen, um das Mobbing abzuschwächen.

Wer mit Bossing zu kämpfen hat, der ist meist nicht allein. Diese sieben Tipps können helfen, sich dem mobbenden Chef entgegen zustellen.

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