Diese KI erschafft Porträts, die sogar bei Christie’s versteigert werden
Künstliche Intelligenz gehört mittlerweile zum Alltag dazu – entweder als mehr oder weniger hilfreiche Sprachassistenten oder als Dauerthema in den Medien. Während KI uns in den Bereichen Tech, Medizin und Gaming teilweise voraus ist, haben wir es in der Kreativbranche bisher noch eher mit Spielereien zu tun – etwa in Form von KI-Musik und -Literatur. Nun hat ein Künstlerkollektiv namens Obvious aus Frankreich einen Algorithmus generiert, der Portraits von fiktiven Personen malt.
“Portrait of Edmond de Belamy” heißt das Werk, das diese Woche im Auktionshaus Christie’s versteigert wurde – und zwar für schlappe 432 500 US-Dollar. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Das Bild zeigt einen Mann, der einen schwarzen Gehrock mit weißem Kragen trägt. Das Bild wirkt verschwommen und noch unfertig, ist aber der künstlerische Stil der KI. Natürlich ist auch dieses Meisterwerk signiert – statt einem ausgefallenen Namen ziert die Buchstaben- und Zahlenkombination des Algorithmus das Werk: „min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]“.
Wie funktioniert das Algorithmus-Porträt?
Das Datensystem wurde mit 15 000 Gemälden gefüttert, die alle aus dem Zeitraum zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert stammen. Daraus schuf die KI dann einen ganzen Stammbaum der fiktiven de-Belamy-Familie – alle angelehnt an den Stil des jeweiligen Jahrhunderts. Portraits sind dabei keine einfache Sache. Der Algorithmus wurde mit einigen Gemälden berühmter Maler gefüttert. Die Künstler fanden dabei heraus, dass künstliche Intelligenzen genau so kreativ sein können wie Menschen, sagt Hugo Caselles-Dupré, im Interview mit Christie’s: „But we found that portraits provided the best way to illustrate our point, which is that algorithms are able to emulate creativity.“
Bleibt die Frage: Ist das überhaupt Kunst? Darüber hat sich das Kollektiv ebenfalls Gedanken gemacht. Und kommt zu dem Entschluss: Ja, vor allem wenn man den gesamten Vorgang an sich betrachtet – hinter dem ja am Ende das Wollen der Künstler steht – und nicht nur das Werk.