Leadership & Karriere DHDL-Recap: „Wir würden uns die Hand dafür abhacken“

DHDL-Recap: „Wir würden uns die Hand dafür abhacken“

So, Freunde. Runde drei bei DHDL, und so langsam gibt uns dieser Dienstagabendtermin bislang ungekannte Stabilität im Leben. Das haben bislang nicht einmal die Champions League oder der Wiwi-Leistungskurs bei Frau Breitbach hingekriegt.

Also los: Den eingespielten Bommeldibumm-Fanfaren zum Trotz geht es in dieser Episode antiklimaktisch erstmal ganz sanft in den Abend: Schlafforscher Markus Dworak aus Nürnberg will für sein Power-Erholungs-Mischmasch Smart Sleep 250.000 Euro haben und dafür zehn Prozent der Anteile lockermachen. Seit 2004 doktort er an dem Gemisch aus Pille und Drink herum.

In seinem grauen Jacket mit dem eierschalfarbenen Hemd könnte er uns alle Haftpflichtversicherungen der Welt verkaufen, aber als Bodyhacker-Outfitter nehmen wir den unauffälligen Menschen nicht sofort wahr. Und, nur mal so nebenbei, als schlafentwöhnte Medienheinis wären wir mit einer Portion Modiocre Sleep, notfalls Dumb Sleep auch gut bedient, aber gut.

Produkt für die verpennte Gesellschaft

Dümmel ist da ganz bei uns: Vier oder fünf Stunden Schlaf pro Nacht, mehr braucht er nicht. Thelen hingegen schätzt die vollen acht. “Ich kann sonst nicht.” Was? Bleibt unausgesprochen.

Jedenfalls geht Dworak mit Basics zum Thema Schlaf in den Pitch, das Bild des leeren Tanks wird bemüht, und wir beobachten großes Nicken bei den Löwen. Klar: Leute nach kurzen Nächten fit machen, das ist ein Thema. Junge Eltern, Schichtarbeiter, High Potentials, schlimmerweise auch: Piloten. Dworak hat schlichtweg das Produkt für die verpennte Gesellschaft, alle sind Zielgruppe. In Großstädten regelt das normalerweise Kokain. Wie schön wäre es, Freshness nach kurzen Nächten einfacher und vor allem legaler zu haben wäre – unsere Aufmerksamkeit hat der Gründer.

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Investor/Nosferatu Ralf Dümmel braucht nur vier oder fünf Stunden Schlaf. Quelle: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Und auch die der Löwen, und zwar aller. Derart, dass alle fünf ein Angebot machen. Maschmeyer und Dümmel tagteamen im Testo-Buddy-Modus, bieten 1,5 Mio. Euro für 33,3 Prozent. Wöhrl und Kofler legen nach: 300.000 Euro für 20 Prozent, und auch sleepy Thelen macht mit demselben Angebot das Lone Ranger Offer: “Ich liebe ja Productivity”, gurrt er dem Schlaf-Doc entgegen.

Unterdessen hören wir geschätzt achtmal, dass es diese Situation noch nie gab. Dass alle Löwen beim Gründer pitchen müssen, weil sie sein Produkt so verdammt überzeugend finden.

Gut: Dworak entscheidet sich für “groß gehen”, wie er es sagt: Und groß gehen bedeutet nun einmal Maschmeyer und Dümmel. Es kommt, wir haben uns eine Woche vorgefreut, die Dümmel-Faust! Sidekick Maschmeyer gibt verlässlich den Spaßverderber und großonkelt: “Jetzt geht die Arbeit los.” Zzzzzzz.

Vom Game-Boy-Drucker auf Thermo-Papier

Noch wer wach? Dann Manege frei für Dot On. Drei Ex-Werberinnen, die für ihre Kunden einen Kalender mit Klebepunkten erfunden haben. Der wurde nun weiterentwickelt zu einer Kunst-Version, bei der man Bilder aus bunten Klebepunkten zusammenbastelt. “Wie sehr brennt ihr dafür?”, fragt Amiaz Habtu die Gründerinnen Annette Siegle, Tanja Haller und Julia Habermaier im Vorgespräch. “Wir würden uns die Hand dafür abhacken”, sagt Haller. Und weiter: “Wir wollen ein weltweites Klebefieber auslösen” – und Geld wollen sie natürlich auch: 100.000 Euro für 20 Prozent.

Die Sache ist aber die: Dot On wirkt dann doch ziemlich wie ein analoges Produkt für ein analoges Leben, und die Kunstwerke sehen aus wie vom Game-Boy-Drucker auf Thermo-Papier geprintet. Das alles wirkt auf uns wie das Ergebnis eines sehr, sehr langweiligen Nachmittags im Büro. Wir sehen darin: Malen nach Zahlen für Menschen mit Dyskalkulie. Und wir können uns echt nicht vorstellen, wieso ein volljähriger Mensch für die Vollendung eines der “Erwachsenenmotive” von Dot On “acht bis zehn Stunden” seines Restlebens investieren sollte.

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Tanja Haller, Anette Siegle und Julia Habermaier geben allen Hoffnung, die damals bei Malen nach Zahlen schon nicht mitgekommen waren. Quelle: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Andererseits: Wir haben damals das Potenzial diesen Erwachsenen-Malbücher auch ziemlich falsch eingeschätzt und unseren Prototypen “Painting Success – 10 Entrepreneure zum Selbstausmalen” vermutlich etwas vorschnell eingestampft. Immerhin dürfen wir die Löwen auf unserer Seite wissen. Vier sind direkt raus. Besonders schön fies Thelens Frage: “Und wie viele habt ihr davon verkauft, von der”, er zögert, “Kunst-Version?”

Am Ende gibt es eine Art Mitleidsdeal von Kofler. 100.000 Euro für 30 Prozent. Für Kofler natürlich strategisch schlau, um nach der Art Night nun auch noch den Markt der Menschen abzugreifen, deren künstlerisches Talent nicht einmal reicht, um sich angetrunken an Farbe und Pinsel zu wagen.

Wagen? Richtiges Stichwort für die nächsten Gründer: Baris Özel und Max Krämer von Bug Foundation, über die wir auch schon berichtet hatten, wollen Insektenburger-Patties in jedes Kühlregal der Republik bringen. Die Jungs sehen so aus, als hätte man sie von einer gottverlassenen, windigen Halfpipe rekrutiert, haben aber das Selbstbewusstsein eines Tony Hawk: 225.000 Euro für 7,5 Prozent der Unternehmensanteile.

Kifferfotos von der Australienreise

Aber zunächst erklärt Thelen die Herkunft des Wortes “Bug” im Computer-Sprech. Irgendwas mit Fehlern in Röhren. Wir sind zu hungrig, dem Gedanken komplett zu folgen. Zum Glück schwenkt er um auf die Insekten: “Wir haben die hier schon einmal lebend gegessen”, sagt er zum erstaunten DHDL-Rookie Kofler und schiebt nach: “Jaja, harte Sendung.” Dagmar Wöhrl schaut währenddessen aus, als würde ihr eine Dschungelprüfung bevorstehen.

Es kommt ziemlich ähnlich. Özel und Krämer zeigen die Buffalo-Würmer rum, aus denen ihr Burgerfleisch besteht. “Aber doch lieber nach dem Essen”, sagt Kofler nur halb-gespielt pikiert. Anschließend die Präsentation zur Entstehung der Idee. Wir fragen uns: Sind Kifferfotos von der Australienreise die beste Idee, um den Menschen mit dem Geld die nötige Seriosität zu vermitteln? Egal. Noch nie hat jemand den Mund so verzogen wie Dümmel, vor dem jetzt drei verschieden große Burger auf dem Brettchen stehen. Kofler sagt: “Komm Ralf, Mut! Wir sind Unternehmer, wir sind mutig.”

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Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel beim Mundverziehwettbewerb. Dümmel führt. Quelle: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Langschläfer und offensichtlicher Slowfood-Freund Thelen hat eine Frage, bevor er reinbeißt: “Sind die gesünder als Rindfleisch?” Klar, Frank, fast nur ungesättigte Fettsäuren. Echtes Berlin-Mitte-Gold.

Dann steigt Wöhrl mit dem großen Exkurs ein: Insekten können sehr wichtig für die Ernährung der Menschheit sein. Bis 2050, weiß sie, werden neun Milliarden Menschen auf der Welt wohnen, und was noch alles der Club of Rome einst alles so prophezeit hat. Sie nimmt das Brötchen vom Burger: Low Carb hat sich bis in jedes Familienunternehmen rumgesprochen. Thelen bemängelt derweil die fehlende Saftigkeit des Burgers.

Jetzt aber ans Eingemachte: Maschmeyer sagt, Essen sei Kopfsache. Man esse nicht nur mit dem Auge und das Offenes-Visier-Branding der “Insekten-Burger” sei nicht appetitlich. Er ist raus, aber er wird ja auch die Hungerkriege von 2050 vermutlich nicht miterleben müssen.

„Brutal groß“

Kofler ist ebenfalls raus, sieht aber ein, dass er nicht der Kunde der Zukunft ist und investiert halt lieber in Produkte, die er selber nutzen (und essen) würde. Und Dümmel? Der outet sich als ehrlicher Currywurst-und-Pommes-Mann. Mag den Geschmack. Aber TK-Ware ist nicht seins.

Future-Warrior Thelen gibt abermals den Auskenner: Insekten als Lebensmittel, das werde “brutal groß”. Aber, Stift gespitzt, liebe Gründer, niemand wolle in Insekten reinbeißen. Warum also die Basiszutat so groß in Kommunikation und Branding in den Vordergrund stellen? “Das TK-Fach hat keinen Geruch. Die erzählt keine Geschichte”, diktiert Thelen noch allen Food-Gründern ins spe ins Notizbuch und ist raus.

Nur Wöhrl schmeckt es und will einsteigen, dafür allerdings mehr Prozente. Sie fordert von den Gründern ein neues Angebot. Es folgt mehrmaliges Hin und Her. Die Gründer beraten sich drei Mal am Telefon, und uns alten Büromenschen geht das Herz auf, dass das alte Gigaset derart viel Screentime abbekommt.

Am Ende wollen die Jungs nicht unter die Bewertung von 2 Mio. Euro fallen. Sie gehen raus. Kein Deal. Aber “extrem gutes Feedback zum Geschmack”, finden sie. Und: “Wir dürfen uns nicht unter Wert verkaufen.” Wöhrl, ganz Wöhrl sagt: “Nette Jungs, aber die überschätzen sich ein bisschen.”

Weiter geht’s mit Plankpads und Frühchensimulatoren:

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