Leadership & Karriere Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank: “Als würden Fußballfans aus aller Welt gemeinsam kreieren“

Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank: “Als würden Fußballfans aus aller Welt gemeinsam kreieren“

Solche Lebensläufe gibt es heute nur noch selten.

Das stimmt. Ich habe viel ausprobiert und viele wichtige Erfahrungen gesammelt. Ich habe schon als Kaufhausdetektiv, Gärtner und Versicherungsmakler gearbeitet, einfach nur um zu sehen, wie andere Bereiche funktionieren. Das war für mich sehr bereichernd.

Hat Sie das als Designer beeinflusst? Und finden sich diese Einflüsse in Ihrer Arbeit heute wieder?

Auf jeden Fall. Wichtig ist es, über den Tellerrand zu blicken und sich auszuprobieren. Mir und meinem Team ist es wichtig, immer einen Schritt weiter zu gehen, aber dabei authentisch zu sein.

Was ist denn authentisches Design?

Dass wir die Werte unserer jeweiligen Partner vermitteln und ausbauen. Dass man zuhört und versteht, dass jeder Partner anders ist.

Das heißt konkret?

Der DFB hat zum Beispiel eine andere Historie und Vision als ein Fußballverein – und das muss man respektvoll behandeln. Im Grunde ist authentisches Design: eine Kombination aus Bodenständigkeit und Internationalität, aus Lokal und Global. Und natürlich gehört ein Stück Revolution mit dazu.

Sie haben Werte angesprochen. Gibt es bestimmte Werte, die ein Designer heute mehr bedienen muss?

Das ist von Verein zu Verein unterschiedlich. Ein Club sieht sich mehr traditionell und lokal, ein anderer will in die Welt hinaus und sich neu erfinden – mit neuem Vereinslogo etc.

Bei Adidas leiten Sie ein sehr internationales Team. Gibt es da bestimmte Herausforderungen, wenn die Mitarbeiter aus den verschiedensten Ländern kommen?

Es ist so, als würden Fußballfans aus aller Welt an einem Tisch sitzen und gemeinsam etwas kreieren. Es ist wie eine Art Weltauswahl aus Designern. Für uns ist das enorm wichtig, da wir global designen. Wir haben verschiedene Märkte, von Europa über Lateinamerika bis nach Amerika oder Asien. Wenn ich zum Beispiel einen japanischen Kollegen im Team habe, dann weiß er oder sie viel besser Bescheid, was der Fan in Japan will, in welcher Farbe er oder sie sich wohlfühlt, welche Farben funktionieren – und welche nicht.

Die virtuellen Trikots von Bayern & Co. gab es bisher nur im Videospiel – jetzt bringt Adidas einen kleinen Stock in den Handel (Credits: Adidas).

Adidas bringt in diesen Tagen neue Fußballtrikots heraus, die es bisher nur in Videogames gab. Was ist das Besondere an dieser Kollektion?

Was wir mit den neuen Kits, die in Kollaboration mit EA Sports entstanden sind, sicherlich bedienen, ist das Verlangen nach außergewöhnlichen, revolutionären Designs. Die Trikots sind konzipiert für den Crossover der digitalen in die analoge Welt. Laute Designs, die man sich vor ein paar Wochen nur in einem Spiel vorstellen konnte, werden zur Realität. Wir konnten uns austoben, waren an keine Regularien gebunden – und werden sicherlich für Furore und Aufregung sorgen.

In einem Interview haben Sie gesagt, Sie orientieren sich beim Design auch am Look der Straßenfußballer. Wie muss man sich das vorstellen: Klappern Sie die Bolzplätze dieser Republik ab und schauen wie die Kids gekleidet sind?

Wir haben immer Phasen, in denen wir rausgehen. Wir schauen uns Amateurmannschaften an oder unterhalten uns mit Nachwuchsfußballern. Oft sprechen wir auch mit Spielern, die es fußballerisch nicht ganz geschafft haben, die aber ihre Erfahrung und ihr Knowhow anders transferieren möchten – zum Beispiel über das Design. Und natürlich spielen heute die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Wie inszenieren sich die Stars oder Fans? Wie kombinieren sie verschiedene Kleidungsstücke miteinander?

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