Life & Style Schuhhersteller Floris van Bommel: „Ich probiere jede Küche.“

Schuhhersteller Floris van Bommel: „Ich probiere jede Küche.“

Bei den Shootings für die nach ihm benannte Schuhmarke erlebt Floris van Bommel so manch Überraschung. Im Interview mit uns hat er über seine Reisen an ausgefallene Orte, die Musthaves im Koffer und die Erlebnisse lokaler Küche gesprochen.

Herr van Bommel, für Ihre Kampa­gnen-Shootings reisen Sie an extrem ausgefallene Orte. Wie bereiten Sie sich auf diese Trips vor?

Ich bereite mich überhaupt nicht vor, unsere Produktionsfirma organisiert die Trips. Ich habe ein Fitting für die Klamotten, dann steige ich einfach in den Flieger und bin mittendrin. Ich stürze mich einfach vorbehaltlos hinein. Jeder Trip bringt viele Überraschungen mit sich: Vulkane in Äthiopien besteigen, Hochgeschwindigkeitszüge in China, Motorradfahren in Costa Rica, Schusswaffen in Alaska, Reiten in Nepal. Jede Tour ist wie ein Überraschungsei, aber eben für Erwachsene im „National Geographic“-Style.

Was ist das unverzichtbarste Teil in Ihrem Koffer?

Flip-Flops und ein Hoodie. Solange ich meine Flip-Flops für all diese exotischen Hotelzimmer und Duschen habe wie auch meinen Hoodie, um an den Flughäfen darin zu verschwinden, bin ich ein glücklicher Mensch.

© Elmar Krop

Was machen Sie zuerst, wenn Sie ein bisher unbekanntes Land erreichen?

Wir stehen drauf, an einer Tankstelle anzuhalten und eine riesige Auswahl an lokalen Snacks, Süßigkeiten und Getränken durchzuprobieren. China war wild! Alles schmeckte künstlich. Obwohl ich den Geschmack meines Pfirsichdrinks dort sehr genossen habe. Er schmeckte mehr nach Pfirsich als die echte Frucht.

Suchen Sie den Kontakt zu Einheimischen, oder sind Sie eher Beobachter?

Unsere Guides sind immer Einheimische. Sie arrangieren viele Begegnungen mit allen möglichen lokalen Leuten, die wir nicht nur wegen der Videos und Fotos sehr gern treffen.

Was ist Ihr Icebreaker, wenn Sie die Landessprache nicht beherrschen?

Es ist fast unmöglich, miteinander zu kommunizieren, wenn die Einheimischen kein Englisch sprechen. Aber ich habe ein Kommunikationsmittel gefunden, das wirklich universell ist und keine Sprache braucht. Und es ist nicht Liebe!

Sondern?

Bier zu bestellen! Innerhalb von fünf Sekunden wissen die Leute, dass wir ein Bier möchten. Ich gestikuliere, als ob ich eine Flasche öffne, imitiere das Geräusch einer sich öffnenden Flasche, winke mit den Armen in der Luft, als würden wir feiern, und singe ein bisschen dazu. Das Resultat ist: Wir bekommen ein Lächeln zurück und … ein paar kalte Bier.

© Elmar Krop

Sind Sie beim Reisen schon einmal in un­angenehme oder sogar gefährliche Situationen geraten?

Rückblickend gab es den gefährlichsten Moment vorletzten Sommer in Äthiopien. Wir haben mitten in der Nacht eine zehn Kilometer lange Wanderung auf einen aktiven Vulkan gemacht. In völliger Dunkelheit stand ich weniger als einen halben Meter vom Rand eines gigantischen, aktiven Lavameers entfernt, beugte mich nach vorn und blickte auf explodierende Lavaströme hinunter, 50 Meter in der Tiefe. Es wehte ein heftiger Wind, und der Rand eines Vulkankraters ist natürlich keine Betonplattform mit Geländern und Sicherheitsschildern. Vielmehr ist da zerbröckelnde Lava, die unter deinen Füßen aufreißt und splittert. Du weißt nie, wie sicher der nächste Schritt sein wird. Ich war hypnotisiert von der Epik dieses Szenarios. Als ich wieder zu Hause war, bekam ich leichte Panikattacken, als ich an diese Situation dachte.

Probieren Sie die lokale Küche?

Ich probiere jede Küche. Das ist für zwei Tage sehr lustig, aber dann wird man verrückt. Ich promote darum immer mein eigenes Programm: „Pizzas aus aller Welt“. Ich möchte so viele Pizzen wie möglich in möglichst vielen Ländern testen. Das ist eine großartige Ausrede, um all den Currys, Yak-Fleisch und lokalen Hotpots für einen Abend zu entkommen.

Wo war es richtig lecker?

Das Essen in Nepal war wirklich eine Überraschung. Dort hatten sie eine Platte, auf der ein großer, silberner Teller mit kleinen Portionen wunderbar gewürzter Gemüsesorten serviert wurde. Pizzaseitig habe ich Tansania mit viereinhalb von fünf Sternen ausgezeichnet.

Was hätten Sie lieber doch nicht probiert?

Die schwer fettigen Currys in Indien haben mich wirklich krank gemacht. Ich habe seit dieser Reise kein einziges indisches Curry mehr gegessen.

Wohin wird Sie Ihre nächste Reise führen?

Für die Sommerkampagne 2020 denken wir über den Iran nach. Das einzige Problem wird dort sein, dass meine internationalen Zeichen für die Bestellung eines Bieres nicht funktionieren, weil kein Alkohol serviert wird. Das ist ein ernsthafter Grund für uns, zuerst andere Teile der Welt zu bereisen.


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Der Artikel stammt aus unserer aktuellen Ausgabe. Titelstory: Wieso Nico Rosberg sich nach seinem radikalen Karriere-Schlussstrich 2016 gerade als Investor in Zukunftstechnologien neu erfindet. Außerdem haben wir ein Dossier zum Thema Travel Biz für euch. Darin berichten wir unter anderem über Away, das New Yorker Koffer-Startup, das mit clever konzipiertem Gepäck gerade zur Love-Brand der Millennials wird. Mehr Infos gibt es hier.

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