Productivity & New Work Leadership-Coach Saskia Vellguth: „Ein Chef sollte wie ein Gärtner sein“

Leadership-Coach Saskia Vellguth: „Ein Chef sollte wie ein Gärtner sein“

Wie viel Wert legen Unternehmen auf die Förderung solcher Softskills?

Die Bereitschaft, da zu investieren, ist häufig erst da, wenn es schon Störungen gibt. Denn wenn es Störungen gibt, geht die Leistung nach unten. Dann ist der Fokus nämlich auf dem menschlichen Miteinander und nicht mehr auf dem gemeinsamen Ziel.

Warum wird dem so wenig Beachtung geschenkt?

Viele haben beim Recruiting eine hohe Sachorientierung: Man guckt zunächst, was die Leute für Qualifikationen mitbringen. Der Blick auf die Teamfähigkeit ist meist nachgelagert, vor allem in technischen Unternehmen. Und ich glaube, in vielen Startups wird im Eifer des Gefechts einfach vergessen, darüber zu reden, wie man mit Kritik umgehen will oder welche Fehlerkultur man etablieren will. Meine Erfahrung ist, dass Startups genau daran scheitern können.

Startups können allein am Zwischenmenschlichen scheitern?

Ja. Es ist wichtig, sich mal zusammenzusetzen und sich vielleicht auch einen ganzen Tag nur mit der Frage zu beschäftigen: Wie wollen wir zusammenarbeiten? Was ist jedem Einzelnen von uns wichtig? Welche Fehlerkultur wollen wir haben? Ist es eine Lernkultur oder eine Blaming-Kultur? Da muss man drüber reden, denn jeder Mensch ist ein eigenes Universum, und wir haben alle unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Welt sein soll. Damit man sich da annähern kann, muss man sich austauschen und Vereinbarungen treffen.

Welche Rolle spielt der Chef für die erfolgreiche Zusammenarbeit eines Teams?

Ich sage immer, dass ein guter Chef wie ein Gärtner sein sollte. Er sollte alles dafür tun, dass seine Teammitglieder gedeihen können wie Pflanzen in einem schönen Garten.

Klingt nach viel Arbeit.

Der Chef muss das Arrangement passend gestalten, er muss gießen und regelmäßig düngen, also das Team mit allem füttern, was es braucht, um das Ziel zu erreichen. Er sollte immer zur Verfügung stehen, wenn es Fragen oder Anliegen gibt. Und er muss beobachten: Befindet sich die Pflanze am richtigen Platz oder muss sie woanders hin, weil da mehr Sonne ist? Vielleicht braucht sie auch etwas ganz anderes.

Ein Team kann also nur erfolgreich sein, wenn der Chef es gut führt?

Wenn der Gärtner nicht düngt und sich nicht um seine Pflanzen kümmert? Ich will niemals nie sagen. Wenn sie Glück haben und viel Sonne scheint und es zufällig regnet, dann gedeihen die Pflanzen trotzdem. Wenn eine Gemeinschaft da ist, kann man schon viel erreichen. Aber irgendwo sind Grenzen, da braucht ein Team Unterstützung.

Kann man überhaupt pauschal sagen, dass das Arbeitsergebnis von Teams besser ist als von Einzelpersonen?

Ja, das wurde schon oft nachgewiesen. Synergien bringen immer mehr, so ist man viel produktiver. Selbst wenn nur zwei Leute zusammensitzen: Der eine sagt einen Satz, und das generiert beim anderen im Gehirn eine neue Idee. Äußere Impulse machen das Ergebnis immer besser, ganz klar.

Welche Rolle spielen Aspekte wie Alter oder kultureller Background für die Zusammenarbeit eines Teams?

Ich glaube, die Durchmischung macht ein Team erfolgreich. Meine Erfahrung ist: Diversität bereichert. Aber nur unter der Voraussetzung, dass alle eine gewisse Neugier aufeinander mitbringen. Sonst wird es schwierig.

Neugier verhindert also Konflikte?

Wenn ich mit Vorannahmen in so ein Team gehe und denke: „Jetzt sitzt da so ein 21-jähriger Jungspund und will mir altem Hasen was erzählen“, dann wird es schwierig. Aber wenn man neugierig ist und seine Kollegen aus Indien oder aus den USA zum Beispiel mal fragt, wie das bei denen so läuft, ist das absolut bereichernd. Und dann sind diverse Teams echt hilfreich. Darum würde ich beim Zusammenstellen eines Teams immer auch darauf achten, dass jemand neugierig ist. Nicht nur auf die Sache, sondern auch neugierig darauf, was da für Menschen sind. Das ist eines der Kriterien, die ein gutes Team ausmachen.

Wie sieht es mit der Geschlechterdurchmischung aus?

Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass gemischte Topmanagement-Teams mit Männern und Frauen erfolgreicher sind als homogene Männerteams. Also erfolgreicher im Sinne von: mehr Umsatz generieren.

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