Productivity & New Work Business geht heute anders: So stellst du dein Unternehmen resilienter auf

Business geht heute anders: So stellst du dein Unternehmen resilienter auf

Ein Gastbeitrag von Andreas Buhr

Krise ist immer. Wirtschaftskrise. Finanzkrise. Unternehmenskrise. Wertekrise. Coronakrise. Absatzkrise. Klimakrise. Krise ist ein New Normal geworden, und es liegt an uns, Wege zu finden, damit umzugehen und Gestaltungsmöglichkeiten auszuloten. Wichtig ist vor allem, das eigene Unternehmen resilient aufzustellen. Denn nur ein resilientes Unternehmen ist ein erfolgreiches Unternehmen. Die nachfolgenden sechs Impulse helfen, um Resilienz für das Business zu entwickeln.

1. Widerstehe der Verlockung des billigen Geldes

Das Ausreizen der Fremdkapitalquote ist in den letzten Jahren zum Leistungssport in vielen Unternehmen geworden. Geld kostete ja nichts. Kredite gab´s an jeder Ecke. Und das Geld wollte unbedingt investiert werden, man stürzte sich auf jede Gelegenheit. Also: jede passende Firma. Wenn dann jedoch Marktturbulenzen oder Krisen entstehen, spannt die Hose auf einmal ganz schnell. Firmen mit hohem Fremdkapital haben dann nichts mehr zuzusetzen und rutschen schnell in die Kurzarbeit, in Kredit(nach)verhandlungen, in Not-Abstoßungen von Firmenteilen und in Notverkäufe. Dein Leistungssport sollte sich genau in die andere Richtung bewegen: die Erhöhung der Eigenkapitalquote.

2. Denke dynastisch und langfristig

Natürlich spekulieren viele Gründer:innen und Gründer häufig auf einen raschen und teuren Exit, bei dem sie ihre Geschäftsidee, ihr Produkt, ihre Mitarbeiter:innen – und meist auch ihre Schulden möglichst lukrativ an Investor:innen oder Wettbewerber:innen losschlagen wollen. Wer das prioritär anstrebt, der greift heutzutage jedoch oft ins Leere. Zwar gab es in den letzten Jahren enorm viel frei flottierendes Kapital, das nach einer erfolgsversprechenden Anlage suchte, doch haben Investor:innen in letzter Zeit bitter gelernt und vergolden Gründer:innen nicht mehr so leicht den Exit.

Kurz: Das ist kein belastbares, tragfähiges Geschäftsmodell – schon gar keines in der heutigen werteorientierten Welt. Denke also nicht exit-orientiert, sondern dynastisch – wie es die alten Gründerinnen und Gründer getan haben. Sie hatten im Sinn, nachhaltige Werte zu schaffen, die die Zeiten überdauern, die den Kund:innen langfristig Vorteile bringen und die enkeltauglich sind, also an die nächste Generation weitergegeben werden können.

3. Niemals auf Kante nähen

Just-in-time-Lieferung. Gegen Null gefahrene Lagerhaltung. Abhängigkeit von Auslandslieferungen. Gefangen im Kräfteparallelogramm von Low Cost, Low Quality, Low Time, Low Price. Alles auf Kante genäht. Aber das ist weder smart noch nachhaltig: Auf Kante genähte Stoffe reißen, das haben wir immer wieder erlebt. Davon musst du dich mit deiner Firma unabhängig machen: mit robusten (wo es sein muss: redundanten) Systemen, ausreichend (aber nicht überdimensionierten) Lagerkapazitäten, stabilen Lieferketten und flexiblen Verkaufs- und Auslieferungsmöglichkeiten.


Andreas Buhr ist Unternehmer, Vortragsredner, Buchautor. Er ist Gründer und CEO der Buhr & Team für mehr Unternehmenserfolg. ©Jörg Brandt

4. Wachsen um jeden Preis – oder organisch wachsen?

Wachsen um jeden Preis mag erst mal wahnsinnig gut aussehen. Mag eine wahnsinnig coole (Börsen-)Story abgeben. Und erweist sich dann häufig als wahnsinnig blöde Idee. Selbst von Amazon, dem Prototypen des auf die Wachsen-um-jeden-Preis-Philosophie gegründeten und momentan eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt, sagt sein Gründer Jeff Bezos, dass es eines Tages sterben werde. Seinen Untersuchungen zufolge überdauert die Mehrzahl der großen Firmen höchstens drei Jahrzehnte.

Ja, es mag in einigen Märkten und Branchen nützlich sein, sehr schnell zu wachsen und nach Möglichkeit Marktführerschaft zum Beispiel durch große Abonnentenzahlen zu erreichen. Aber diese wird sehr oft viel zu teuer erkauft. Durch zu große Rabatte, zu viele Aktionspreise, zu teuren Ankauf von Kundendaten, zu schlechte Kooperationen, zu hastige Abschlüssen, zu wenig geprüfte Übernahmen (Acquisitions) und durch zu euphorische Zusammenschlüsse (Mergers).

Was ist der andere Weg, den du gehen kannst? Es ist der Weg des organischen Wachstums. Wachsen aus eigener Kraft. Auf Basis der eigenen Ressourcen und überzeugender Produkte und Dienstleistungen für eine wachsende Schar begeisterter, mindestens zufriedener Kund:innen. Bei gleichzeitiger Stärkung der eigenen F&E (Forschung und Entwicklung); denn das einzige Wachstum, das nicht endlich ist, sind intelligente Entwicklungen. Natürlich ist organisches Wachstum langsamer, aber auch resilienter.

5. Mach deine großen Visionen … realistisch

Was ist das Lieblingstool vieler Unternehmensgründer:innen und Unternehmer:innen? Die Luftpumpe – das wissen wir nicht erst seit WeWork oder dem Wirecard-Skandal. Sie bläst Marktpotenzial und Zahlen auf, macht Vertriebs-Forecasts fett. Ich habe in meinem Leben schon mehr aufgeblasene Business-Modelle gesehen als mir lieb ist. Visionskraft ist zu Recht als wichtige Führungskompetenz bekannt, sie treibt nach vorne, sie belebt das Geschäft, sie befeuert die Marktfantasie – aber sie darf nicht ins Wolkenkuckucksheim führen.

Auch wenn es widersinnig klingt: Du machst es resilienter, wenn du deine großen Visionen immer wieder auch an der Realität matchst. Ja, One-in-a-Million-Businesspeople wie Elon Musk tun das nicht, sondern versuchen, die Realität ihrer Vision anzugleichen – aber den allermeisten Unternehmern ist auf dem Weg dahin die Puste ausgegangen.

6. Plane und rechne in Szenarien

Plane und rechne immer in Szenarien – in Was-wäre wenn-Annahmen. Dein Unternehmen hier resilienter aufzustellen, bedeutet unter anderem, in gesicherte und redundante IT-Strukturen und Technologien zu investieren. Um dein Unternehmen zum „Resilient“ zu machen, brauchst du keine reale Krise. Es reicht, diverse Krisenszenarios mitzudenken. So zeigst du unternehmerische Intelligenz, Verantwortung und Weitsicht.

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