Leadership & Karriere Tschüss Supermarkt-Rap: Diese Agentur bringt Realness aus der Hip-Hop-Kultur ins Business

Tschüss Supermarkt-Rap: Diese Agentur bringt Realness aus der Hip-Hop-Kultur ins Business

Kurz darauf standen auch die CDs von Snoop Dogg und Ice-T in seinem Kinderzimmer. Selbst wenn er damals nicht alle Texte verstand, die Emotionen, die die Künstler in ihren Songs transportieren, die verstand er intuitiv. Und nicht nur die Musik beschäftigte Kargoll, auch das Leben der Künstler: Er las regelmäßig den Videotext auf MTV und Viva, druckte alles aus dem Internet aus, was er über 2Pac finden konnte, und sammelte die Blätter in einem Schnellhefter.

„Diese Verruchtheit hat mich angezogen.“

Ähnlich verlief auch Böndels Weg. „Ich war ein Vorstadt-Deutscher mit Pottschnitt, der die Backstreet Boys gehört hat – und dann kam mein bester Freund mit Skater-Klamotten, einem Walkman und einer Kassette der französischen Rap-Gruppe NTM. Diese Verruchtheit hat mich angezogen“, erzählt er. Wie bei Kargoll wurde die Liebe zum Hip-Hop in der USA besiegelt: 2002 war er für ein Jahr an einer Highschool, hörte das erste Mal 50 Cent. Bis heute ist „Get Rich or Die Tryin’ “ sein absolutes Lieblingsalbum, sagt er.

„Für mich waren Bentleys und Millionen überhaupt kein Thema, bis 50 Cent mir gesagt hat, dass auch ich das haben kann.“

Phillip Böndel

Was ihn daran fesselt? Die positive Denkweise, mit der nötigen Energie alles erreichen zu können. Das könne ihm keine andere Kultur geben, erzählt Böndel. „Für mich waren Bentleys und Millionen überhaupt kein Thema, bis 50 Cent mir gesagt hat, dass auch ich das haben kann. Sein Credo ,Get Rich or Die Tryin’ ‘ hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.“

Böndel und Kargoll suchten nach Möglichkeiten, mit Hip-Hop Geld zu verdienen, beide auf ihre Art. Kargoll studierte Sozialwissenschaften in Düsseldorf, rappte nebenher hobbymäßig, machte ein Praktikum bei Hiphop.de, arbeitete sich hoch, wurde Chefredakteur und später Herausgeber. Er wechselte ins Management und machte aus Hiphop.de ein Medienunternehmen. Seit 2012 betreut Kargoll Hiphop.de selbst und ist Videomoderator.

Flashback ins Jahr 2013: Kargoll interviewt Eko Fresh. Der Rapper hat ihn zu sich nach Hause eingeladen. Sie sitzen lässig auf einem weißen Sofa, Schuhe aus, als würden sie gleich einen Film schauen. „Du bist der 3-in-1-Typ“, sagt Kargoll. „Der Backpacker, Straßenrapper, und was fehlt noch?“ „Battle-Rapper“, ergänzt Eko. Die beiden wirken wie zwei Freunde, die sich halt beim Gespräch filmen. Schlechte Lichtverhältnisse? Egal. Später wurde Kargoll dann Chefredakteur von Hiphop.de.

Doch auch für Böndels Karriere spielte Eko Fresh eine wichtige Rolle. Böndel, gelernter Mediengestalter, fand seinen Weg 2008 zu Hiphop.de, in seinem Blog „This Is Cologne“ schrieb er über die Kölner Szene. „Das war von der damaligen Website von 50 Cent, thisis50.com, inspiriert“, sagt Böndel. „So wie vieles in meinem Leben von 50 Cent inspiriert wurde.“ Sein erstes Mammutprojekt: Böndel trommelte 22 Künstler:innen aus verschiedenen Kölner Stadtteilen zusammen.

„Savas hat es einfach genossen, dass da plötzlich so ein Energiebündel war.“

Phillip Böndel

Gemeinsam nahmen sie den Track „This Is Cologne“ auf. Mit dabei, neben den Kölner Old-School-Rappern von Die Firma, natürlich auch Eko Fresh. Böndel traf ihn auf eine Cola light und lernte ihn näher kennen. Danach wollte Eko ihn in seinem Team haben. Böndel, Anfang 20, großer Fan, ergriff die Chance. Er entschied sich gegen den Journalismus und half dabei, Eko Freshs Musiklabel German Dream auszubauen.

Sein Mentor zu der Zeit: Ralph M. Jacobs, der spätere Geschäftsführer von Farid Bangs Label Banger Musik. Böndel war Online-, PR- und Social-Media-Berater in einem. Erst von Eko Fresh, dann von Laas Unltd., Kool Savas und Azad. Warum ihn alle wollten? „Es geht häufig gar nicht so darum, dass ich die beste Idee habe oder das Klügste sage, aber ich bringe die Power an den Tisch mit“, sagt Böndel. „Savas hat es einfach genossen, dass da plötzlich so ein Energiebündel war.“

„Ich gehe Dinge mit dem Vorhaben an, an die Spitze zu wollen.“

Nach dreieinhalb Jahren Hip-Hop wechselte Böndel 2014 in die Werbung, wurde Junior-PR-Berater bei der Düsseldorfer Kreativagentur Butter. Wiederum dreieinhalb Jahre später wurde er zum Geschäftsführer – wie er es sich von Tag eins vorgenommen hatte:. „Ich glaube, sehr viel hat mit dem Mindset zu tun, das mir Hip-Hop gegeben hat. Ich habe keine Bedenken oder Zweifel, wenn ich etwas anpacke. Ich gehe Dinge mit dem Vorhaben an, an die Spitze zu wollen“, sagt Böndel.

Auch mit The Ambition steigen Kargoll und Böndel gleich groß ins Business ein: Ihre ersten Kunden sind Red Bull, die Basketball-Bundesliga und Pernod Ricard, weitere sind im Gespräch. Darunter Fußballvereine, Fashion Brands und Spirituosenmarken. Es könnte ein Millionengeschäft werden. Fast 30 Prozent der Deutschen hörten im Jahr 2020 Hip-Hop und Rap. Darunter vor allem die konsumfreudigen Generationen Y und Z.

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