Innovation & Future Blinkist: „Wir wachsen nur noch zweistellig“

Blinkist: „Wir wachsen nur noch zweistellig“

Auch deswegen sei die App so hürdenlos und intuitiv wie möglich designt. Seim sagt: „Außerdem versuchen wir, die App so gut es geht zu personalisieren, um den Kunden die richtigen Empfehlungen geben.“ Das weitere Wachstum, vor allem im Ausland, soll harten Zeiten vorbeugen – harten Zeiten wie etwa 2013.

Damals, kurz nach der Gründung, stand Blinkist nämlich kurz vor dem Aus. Seim und seine drei Co-Founder konnten zwei Monate lang keine Gehälter zahlen. „Wir waren zu vorsichtig und haben die App nur auf Deutsch gestartet“, sagt Seim. Das Wachstum war langsam, die Investor:innen hielten sich zurück. Erst als sie den englischsprachigen Markt aufrollten, änderte sich die Lage. In den USA waren die Zahlungsbereitschaft für digitale Geschäftsmodelle und die Akzeptanz des Podcast-Formats bereits viel höher. „Wir haben damals gelernt, mutiger zu werden“, erinnert sich Seim.

„Copycats werten unser Modell noch auf“

Mutig kann man auch das Targeting von Blinkist nennen. Die Content-Empfehler Taboola und Outbrain werden massiv genutzt, um das Unternehmen zu positionieren. „Dieser Kanal passt perfekt zu unserem Business“, sagt Seim, „wir sprechen die Leute gezielt an, die digitale Medien lesen und sich digital weiterbilden wollen.“ Immerhin hat Blinkist seit 2018 kein Fremdkapital mehr gebraucht. „Vielleicht machen wir in Zukunft noch eine Kapitalrunde – aber nur, wenn wir das Geld für einen Qualitätssprung brauchen“, sagt Seim.

Zurzeit halten die Gründer – Seim, Niklas Jansen, Tobias Balling und Sebastian Klein – und ihre Mitarbeitenden etwa ein Drittel der Blinkist-Anteile, zwei Drittel gehören den Investor:innen, die etwa 35 Mio. Dollar in die Firma gesteckt haben. „Immer wieder gibt es große Unternehmen, die gern bei uns einsteigen würden“, sagt Seim. „Aber unsere Aufgabe ist zu spannend, um Blinkist jetzt zu verkaufen.“

Und nicht nur Cook von Apple, auch der Rest der wissensaffinen Techbranche ist voll des Lobes für die Berliner:innen. „Endlich bietet mal ein deutsches Startup hochwertigen Content in einer so attraktiven Form an, dass weltweit Menschen bereit sind, dafür zu zahlen“, lobt Niko Waesche, Manager des Fonds ITV AdVentures Invest in Großbritannien.

Gute Ideen ziehen bekanntlich allerlei Nachahmer an. Daher versuchen inzwischen Startups in unter anderem Weißrussland, Brasilien, den USA und Frankreich, Blinkist zu kopieren. Seim freut sich: „Copycats werten unser Modell noch auf“, sagt er. „Strategisch machen sie uns keine Angst, sie bieten nichts an, was wir nicht bereits anbieten. Uns aus dem Markt zu drängen ist damit kaum möglich.“

Im Dossier der vierten Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Thema Sales & Retail. Mit Blick auf unsere Titelgeschichte sei gesagt: Wir brauchen eine OnlyFans-Strategie! Außerdem ist es eine sehr musik- und kunstlastige Ausgabe geworden: Drangsal, Kool Savas, Ju Schnee, Simon Lohmeyer, Rapperin Little Simz – alle dabei. Nur noch ein paar Tage am Kiosk eures Vertrauens – oder hier im Aboshop.

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