Productivity & New Work Diese drei Top-Gründer könnten die Deutschen aus der Depression befreien

Diese drei Top-Gründer könnten die Deutschen aus der Depression befreien

Soweit das überwiegend pessimistische Bild. In dieser Situation erscheinen jetzt ein paar Mutmacher auf der politischen, gesellschaftlichen und vor allem wirtschaftlich Bühne. Es sind viele, hier sind drei davon. 

Da ist zum Beispiel Dieter Schwarz. Der Lidl-Gründer ist laut Forbes-Liste der reichste Deutsche, ein Engagement fällt ihm finanziell also nicht schwer. Das macht aber die Sache nicht schlechter. Die Stiftung des Lidl-Gründers baut in Heilbronn ein Zentrum für künstliche Intelligenz (KI). Mit dabei ist auch das Start-up Aleph Alpha, das als Hoffnungsträger in Deutschland gilt. Das Land Baden-Württemberg und die Stiftung investieren beide jeweils 50 Mio. Euro in den Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai), wobei die Stiftung dem Vernehmen nach künftig noch weitaus größere Summen zuschießen wird. Auf einem 23 Hektar großen Gelände am Rande der Neckar-Stadt soll bis 2027 laut Stiftungschef Reinhold Geilsdörfer ein „kleines, smartes Dorf“ entstehen: mit Forschungslaboren, Rechenzentrum und Platz für Unternehmen und Start-ups.

Ein Teil davon wird auch die junge KI-Firma Aleph Alpha sein. Das Unternehmen ist der Hoffnungsträger der deutschen KI-Branche. Das 2019 gegründete Start-up konkurriert mit seinem Sprachmodell Luminous mit OpenAI und deren Sprach-KI ChatGPT. Es sieht seine KI als europäischN Alternative, die ihre Entscheidungen und Quellen im Gegegnsatz zu ChatGPT nachvollziehbar und transparent mache. Dieter Schwarz und Aleph Alpha-Chef Jonas Andrulis könnten eine Antwort auf Investoren wie Elon Musk und digitale Wunderkinder wie Sam Altmann.

Ein weitere Mutmacher heißt Christian Hecker. Er hat 2015 mit Trade Republic eine Bank mit Sitz in Berlin-Pankow gegründet, die sich als Online- bzw. Neobroker einen Namen gemacht hat. Und Heckers Vision geht auf: In der Pandemie startete Trade Republic zum Höhenflug, weil mit einmal alle viel Zeit hatten, sich als private Börsenhändler die Zeit zu vertreiben. Als der Boom abflaute, hatte Hecker eine geniale Idee. Sie heißt: vier Prozent Zinsen. Soviel zahlt Trade Republic seit dem letzten Jahr aufs Tagesgeld. Die spektakuläre Zinsaktion hat dem Neobroker im vergangenen Jahr zahlreiche Neukunden beschert. Hecker will nun diesen Erfolg mit der Einführung einer Bezahl-Karte toppen. Aus der Börsen-App wird damit ein Konkurrent von Sparkassen, Neobanken und Co. Die Logik dahinter schildert der Gründer im OMR Podcast so: Nur zwei von zehn Europäern legen ihr Geld bislang in Aktien an. „Aber zehn von zehn haben ein Girokonto.“ Statt die Mehrheit also mühsam per Marketing vom Börseneinstieg zu überzeugen, wählen Hecker und sein Team lieber die Abkürzung – direkt ins Portemonnaie. Voraussetzung für die Bezahlkarte ist die Nachricht, die am Nikolaustag kam: Trade Republic erhält die Vollbankenlizenz der Europäischen Zentralbank. Der Blick zurück zeigt, wie rasant sich das Berliner Fintech entwickelt hat. Ging es bei der ersten Finanzierungsrunde noch um 67 Millionen Euro, hatte Trade Republic 2022  bereits eine Milliarden-Bewertung erreicht. Inzwischen spricht Hecker selbstbewusst von Charles Schwab als Vorbild. Der US-Vermögensverwalter kommt aktuell auf eine Börsenbewertung von mehr als 100 Milliarden Dollar. „Es ist möglich, das auch in Europa zu kreieren.“

Gründermut in der Krise funktioniert auch im kleinen Maßstab. Das zeigt Julian Reuter. Im Süden von Baden-Württemberg, in Kißlegg, haben Reuter und sein Team „Karuun“ gegründet. Das Wort ist abgeleitet vom indo-malayischen Ausdruck „harta karun“ und bedeutet „versteckter Schatz“. Während einer Bali-Reise hatte Reuter auf einem kleinen Kunsthandwerkermarkt ein fast vergessenes Material entdeckt: Rattan. Er beobachtet, wie die Handwerker Verformungen und Konstruktionen machen, die ihm bislang von einem Naturprodukt fremd waren, und ist fasziniert. Die Erkenntnis, dass die Kultivierung und Ernte von Rattan in den 70er und 80er Jahren sogar zu einer Präservation des Regenwaldes beigetragen hat, lassen aus der anfänglichen Faszination eine zukunftsweisende Vision heranwachsen: den Werkstoff Rattan zu reanimieren. Diese Vision teilt Reuter mit Studienfreund Peter Kraft. Aus dem 2 Mann Startup ist eine 20 Mann Firma geworden, die nicht nur Preise einheimst, sondern auch Umsatz macht. Zu den Kunden gehören inzwischen Automobilzulieferer wie Continental und Outdoor-Spezialisten wie Vaude.

Das sind drei Beispiele für eine noch immer lebendige Gründer- und Mutmacherszene in Deutschland. Es sind die, die nicht jammern, sondern vorangehen, egal wer regiert oder Kriege führt.

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