Ablage Schön gefailt: Wieso ein Magazin für afrodeutsche Frauen plötzlich für Potenzmittel geworben hat

Schön gefailt: Wieso ein Magazin für afrodeutsche Frauen plötzlich für Potenzmittel geworben hat

Fails am Arbeitsplatz passieren wirklich allen: egal, ob es sich um ein fragwürdiges Design, eine schlechte Performance im Büro oder ein schiefgegangenes Experiment handelt, das die Chefin auf die Palme gebracht hat. In unserer neuen Reihe „Schön gefailt“ erzählen Gründer*innen und Unternehmer*innen jeden Freitag, was ihr größter Fail war, wie sie damit umgegangen sind – und was sie daraus gelernt haben und ihrem jüngeren Ich heute raten würden.

Heute erzählt Ciani-Sophia Hoeder. Sie hat im Januar 2019 RosaMag gegründet – ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen. Das Ziel dahinter sei, unterschiedliche Schwarze Persönlichkeiten abzubilden, damit Frauen sich selbst und ihre Potenziale erkennen. Potenzmittel waren eigentlich nicht eingeplant.

Ciani-Sophia Hoeder, Gründerin und Chefreakteurin von „RosaMag“:

Es kam unerwartet, dass statt unserer normalen Artikel plötzlich etwas ganz anderes die Startseite unserer Homepage zierte, nämlich der Hinweis: „Schnell! Gute Potenzförderung“. Nicht unbedingt zielgruppenfördernd für „RosaMag“, das erste Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen. Der Satz „Jetzt zwei zum Preis von einem!“ erstrahlte in rot-blinkenden Buchstaben über die Website. „RosaMag“ wurde überschwemmt von einer langen Latte (ha!) an Werbung, die wir eigentlich so nicht geplant hatten. Das Telefon klingelte, Nachrichten mit dem Betreff “Was ist auf ‚RosaMag‘ los!?” trudelten in meinem Postfach ein.

Sobald ich mir etwas in den Kopf setze, ziehe ich es durch. Das ist eine vermeintlich gute Eigenschaft, doch sie führt auch dazu, dass ich einige Nachtschichten einschiebe. Das Evergreen-Learning daraus ist: Dabei entstehen großartige Fehler. Die Optimistin in mir sagt sich: Dann lerne ich doch umso mehr! Dieses positive Gefühl setzt allerdings erst mit einer guten Portion Abstand ein. So wie jetzt in diesem Moment, während ich diese Zeilen schreibe.

Zurück zur R(o)ute. Heute vor genau sieben Monaten ging „RosaMag“ online. Wenn du dich dazu entschließt, ein Online-Magazin zu starten, ist deine To-do-Liste länger als der Mount Everest hoch. Zwei Freund*innen halfen mir damals bei der Website. Beide waren sich einig: Wir brauchen einen (guten) Virenschutz. Ich sagte: Klar! Setzte es auf meine To-do-Liste, die so vollgepackt war, dass einzig ein*e Kryptoanalytiker*in es hätte entschlüsseln können. Es rutschte weiter nach hinten. Weiter. Weiter. So weit, dass ich es vergaß.

„Zunächst ist gehackt zu werden im Netz normal.“

„RosaMag“ lief an und das Feedback war großartig. Die Anzahl der Besucher*innen auf der Website stiegen (und steigen) kontinuierlich an. Dann sendete ich einen Link an eine Frau, die ich interviewen wollte. Ihre Antwort: „Ich glaube, du hast mir einen falschen Link geschickt?“ Ich schaute kurz auf die URL und schrieb: “Doch, doch, das ist ‚RosaMag‘!” Parallel klingelte mein Telefon. Ein Freund rief an und fragte: “Habt ihr ‚RosaMag‘ heruntergenommen?” Meine Verwirrung mutierte zur Panik. Ich tippte den Namen ein und sah, dass es eine automatische Weiterleitung von der Homepage gab. Die Besucher*innen landeten auf einem anderen Fenster, das um Potenzmittel warb. Wir sind gehackt worden.

Zunächst versuchte ich eigenständig, das Problem zu klären. Nach vier Stunden gab ich auf, weil ich endlich meine IT-Power-Truppe erreichte. Eine Freundin von mir konnte das Problem innerhalb von mickrigen zehn Minuten aus der Welt schaffen. Dieses Glied in der Kette führte zu einigen neuen Learnings:

Zunächst ist gehackt zu werden im Netz normal. Je mehr die Website wächst, desto potenter wirkt sie. Doch an einem ordentlichen Virenschutz zu sparen, war nicht so eine smarte Idee meinerseits. Deshalb gibt es nun einen vorzeigbaren Schutz. Außerdem kann ich als freie Journalistin und ehemalige PR-Beraterin nicht innerhalb von zehn Minuten ein kleines Problem aus der Welt schaffen. Die Hilfe von Profis ist essenziell, allen voran ihre Meinung. Frag sie nach allen Eventualitäten, Stolpersteinen, Herausforderungen und Erwartungen. Das bezieht sich nicht nur auf die IT, sondern eigentlich auf das gesamte Leben. Und last but not least: Fehler sind da, um aus ihnen zu lernen. Lach drüber!

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